Object: [Bd. 2, Ausg. B] (Bd. 2, Ausg. B)

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Sängers, der zugleich, als weitgereister Bote, von den neuesten Begebenheiten 
erzählen mußte. Nur das Weihnachtsfest brachte Abwechslung in die traurige 
Wintereinsamkeit. 
6. Die geistlichen Ritterorden. 
Während der Zeit der Kreuzzüge entstanden im Heiligen Lande die g e i st l i ch e n 
Ritterorden; sie waren eine Verbindung des Mönchtums und des Rittertums. 
Die Mitglieder wohnten in gemeinsamen Häusern, legten die Gelübde des Ge- 
horsams, der Armut und der Ehelosigkeit ab und gelobten zugleich, die Kranken 
zu pflegen und die Pilger gegen die Ungläubigen zu schützen. Sie gliederten sich 
in drei Gruppen, in die Priester, die die religiösen Bedürfnisse besorgten, in die 
dienenden B r ü d e r, die die Kranken pflegten, und in die R i t t e r, die ihr Schwert 
in den Dienst des Christentums stellten. Art der Spitze eines Ordens stand der 
Meister, der später den Titel Großmeister erhielt. Zuerst entstand der I o h a n n i t e r - 
ordert; er wurde von italienischen Kausleuten gegründet und nannte sich nach 
seinem Schutzpatron Johannes dem Täufer. Die Mitglieder trugen einen schwarzen 
Mantel mit einem weißen Kreuze. Der Templerorden wurde von französischen 
Rittern gegründet. Sein Haus stand auf der Stelle, auf der einst der Tempel 
Salomons erbaut worden war. Das Ordenskleid war ein weißer Mantel 
mit einem roten Kreuz. Auf dem Kreuzzuge Barbarossas entstand endlich der 
Deutsche Ritterorden; er wurde vor Affott von dem Herzoge Friedrich 
von Schwaben gegründet. Sein Abzeichen war ein weißer Mantel mit einem 
schwarzen Kreuze. 
Als im Jahre 1291 die letzte Besitzung der Christen, Affott, in die Hände der 
Türken fiel, verließen die geistlichen Ritterorden das Heilige Land. Der Deutsche 
Ritterorden ging nach Preußen und breitete hier das Christentum aus; der Templer¬ 
orden wanderte nach Frankreich, wo er ausgelöst wurde, und der Johanniterorden 
besteht heute noch in veränderter Gestalt. Er sucht an verwundeten Kriegern 
Werke der Barmherzigkeit zu üben. 
12. Die deutschen Städte im Mittelalter. 
1. Entstehung der Städte. 
Die deutschen Städte sind aus den Standlagern der Römer am Rhein 
und an der Donau, aus den königlichen Pfalzen, aus den Bischofssitzen, 
aus den Burganlagen und ans den Residenzen der Fürsten hervorge- 
gangen. Die Herren der Stadtanlagen waren also die Könige, die weltlichen 
Großen, wie Herzöge, Fürsten und Grafen, und die geistlichen Großen, wie 
Erzbischöse, Bischöfe und Äbte. Sie verwalteten die Ortschaften niemals selbst; 
sie setzten vielmehr einen Burggrafen oder einen Vogt ein, die dann für 
Ruhe und Ordnung zu sorgen hatten und auch wohl Gericht sprechen mußten. 
Natürlich waren die Ansiedelungen nicht gleich volkreiche Städte; sie hatten 
vielmehr anfangs das Gepräge eines Dorfes. Erst dadurch, daß die Ortschaft 
Ringmauern erbauen durfte und das Recht erhielt, Markt abzuhalten, erhob sie sich 
im Laufe der Jahre über die ländlichen Siedlungen und wurde zur Stadt.
	        
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