Full text: Annalen des Deutschen Reichs im Zeitalter Heinrichs V. und Lothars v. Sachsen (Abt. 3, Bd. 2, Hälfte 2)

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Anhang. 
aufser Lehensverband erhalten haben. - Ein bekanntes Beispiel aus dem Anfänge 
des 11. Jahrhunderts ist der Salier Konrad. Die letzten Folgerungen des Lehens¬ 
wesens hat erst die staufische Periode gezogen. 
4. Die Städte. 
Verschiedenen Zeiten und Umständen verdanken die deutschen Städte ihr 
Dasein und ihre Entwicklung. Etwa fünfzig von ihnen, im Gebiete des Rheins 
und der Donau, stammen aus der Römerzeit (Arnold I, S. 3). Sie sind zwar 
gröfstenteils in der Völkerwanderung ausgeraubt worden; doch ist nicht anzu¬ 
nehmen, dafs ihre Einwohnerschaft und ihre Kultur gänzlich vertilgt worden 
seien.1 Von der römischen Munizipalverfassung ist freilich nichts übrig geblieben. 
Die überlebenden Einwohner wurden dem germanischen Ständesystem unterge¬ 
ordnet wie die übrigen Bewohner der eroberten Gebiete (Schröder RG.2, S. 123f.). 
Die günstige geographische Lage machte die meisten dieser Plätze bald wieder 
zu Mittelpunkten verschieden gearteter Kreise. Bald nach der Völkerwanderung 
finden wir Bischofssitze in alten Römerstädten, in Mainz schon im 6. Jahrhundert, 
in Worms und Speyer im 7., später in Strafsburg, Augsburg, Regensburg, Trier, 
Köln. Manche von ihnen wurde im fränkischen Reiche zur Gerichts- uud Wohn¬ 
stätte eines Grafen, wie Regensburg, Köln (siehe oben S. 734). Auch die Könige 
bauten sich nicht selten in alten Römermauern ihre Pfalzen, wie in Utrecht, 
Aachen, Köln, Koblenz, Worms, Strafsburg. So fanden sich denn die verschie¬ 
densten Bevölkerungsklassen in diesen Plätzen zusammen: Gotteshausleute, Pfalz¬ 
hörige, Freie, wie fast in jeder Ortschaft des Reiches. Die Leute des Königs 
und des Bischofs waren durch die Immunität dem unmittelbaren Eingreifen des 
Grafen entzogen. Sie schlossen sich auch räumlich ab. Um den Dom herum 
lagen die AVolinungen der bischöflichen Censualen und Dagewarden; die Mauern 
der Pfalz umschlossen die Dienerschaft des Königs; einen dritten Sammelpunkt 
bildete etwa die Burg des Grafen. 
Wohl niemals hatte der Handelsverkehr am Rhein und an seinen Neben¬ 
flüssen geruht. Kaufleute aus Köln werden schon von Einhard erwähnt. Fiie- 
sische Kaufleute kommen zur Karolingerzeit in "Worms vor.2 Jüdische Händler 
safsen massenhaft in den rheinischen Städten (Schröder RG. 2, S. 453). Dei 
Marktverkehr schuf auch den kleineren Orten ohne Pfalz und Bischofssitz eine 
dauernde Bedeutung. 
Zu den alten Römerstädten traten schon unter den Karolingern neue Pfalz¬ 
städte, wie Frankfurt a. M., wo sich um die Burg des Königs ein Maikt ent¬ 
wickelte. 
1) Vgl. Koine, Ursprung der Stadtverf. S. 2ff. 
2) Ebenda S. 6ff. Vgl. Lampreckt DG. Ill, S. 20.
	        
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