Full text: Ergänzungsheft für Ost- und Westpreußen (Erg.-H., [A], 4)

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Zu 87. Immanuel Kant. 
1724—1804. 
1. Wie einst der Westpreuße Nikolaus Kopernikus der Sternkunde 
neue Wege wies und die Welt durch seine Weisheit in Erstaunen 
setzte, so that dies dreihundert Jahre später aus einem andern Gebiete 
der Wissenschaft, das die Gelehrten Philosophie nennen, der Ostpreuße 
Immanuel Kant. Er wurde als Sohn eines Sattlermeisters am 
22. April 1724 in Königsberg geboren und hat auch da die längste 
Zeit seines Lebens zugebracht. Die Eltern waren fromme Leute und 
erzogen auch ihre Kinder in diesem Sinne. Immanuel wollte eiu 
Gelehrter werden und mußte deshalb zuerst das Gymnasium und 
dann die Universität besuchen. Da beides in Königsberg war, so 
brauchte er während seiner ganzen Lehrzeit die Vaterstadt nicht zu 
verladen. Schon während der Gymnasialzeit merkten die Lehrer an 
Kants verständigen Antworten, daß er einst ein großer Mann werden 
würde. Nachdem er seine Universitätsstudien beendet hatte, wurde er 
neun Jahre lang Hauslehrer, dann ging er wieder nach Königsberg 
zurück, um Lehrer an der Universität zu werden. Diese Stelle hat 
er bis 1797 versehen, wo ihn Altersschwäche nötigte, die Vorlesungen 
auszugeben. Einen Rns nach Halle und andere ehrenvolle Anträge 
schlug Kant aus, weil es ihm nirgends besser gefiel, als in seinem 
Ostpreußen und seiner lieben Vaterstadt Königsberg. 
2. Kant hat viele gelehrte Werke geschrieben, in zehn großen 
bänden sind sie nach seinem Tode zusammengestellt und herausgegeben 
worden. Ungelehrte können sie nur schwer verstehen, aber an den 
Universitäten wird fetzt noch danach gelehrt, und die Philosophen be¬ 
trachten heute noch Kant als den Meister, der ihrer Wissenschaft neue 
Bahnen gewiesen hat. Er starb am 12. Februar 1804. An seinem 
Wohnhause in Königsberg ist eine Jnschristtasel angebracht, und von 
dem berühmten Bildhauer Rauch ist ihm ein Denkmal gefertigt und 
in Königsberg aufgestellt worden. 
Zu 87. Johann Gottfried Herder. 
1744—1803. 
1- Wenn Deutschlands große Dichter ehrend genannt werden, 
so ist auch ein geborner Ostpreuße in ihrer Reihe. Johann Gott¬ 
fried Herder ist sein Name und Mehrungen die Stadt, da er am 
25. August 1744 das Licht der Welt erblickte. Johann Gottftieds 
Vater war Mädchenschnllehrer in Mohrungen, ein gar ernster und 
itrenger Mann, der wenig Worte machte und stets pünktlichen Ge¬ 
horsam forderte. Er besaß fünf Kinder, und wenn die Eltern nicht 
gewußt hätten, daß der liebe Gott gesagt hat: „Bittet, so wird euch 
gegeben", so würde die Sorge um das ttigrtchc Brot noch drückender
	        
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