17
Winter und zum Behältnisse der Feldfrüchte, weil solche
Orte die Strenge des Frostes mildern, und, wenn etwa
der Feind einbricht, er nur das Offenliegende verheert,
Verstecktes aber und Eingegrabenes unbemerkt bleibt
und gerade darum verfehlt wird, weil man es suchen muß.
9. Kleidung.
17. Die allgemeine Tracht ist ein Rock ‘), mit einer
Spange oder in deren Ermangelung mit einem Dorn
geschlossen; im übrigen unbedeckt, liegen sie ganze Tage
am Herd und Feuer. Die Reichsten zeichnet eigene
Kleidung aus, nicht wallend, wie die dei Sarmaten und
Parter, sondern enge und jedes Glied ausdrückend. Sie
tragen auch Tierfelle; die nächsten am Rheinufer ohne
Wahl, die entfernteren auserlesene, da kein Handel ihnen
ändern Schmuck liefert2). Sie suchen Tiere aus und be¬
setzen die abgezogenen Felle mit geflecktem Pelzwerk,
das der äußerste Ozean und ein unbekanntes Meer hervor¬
bringt.
Die weibliche Tracht ist von der männlichen nicht
unterschieden, nur daß die Weiber sich häufiger in
leinene Gewänder hüllen, die sie mit Purpurstreifen
zieren; die Kleidung läuft oben nicht in Ärmel aus, so
daß Schultern und Arme bloß sind; auch der obere Teil
der Brust ist unverhüllt
J) Ein dem römischen Soldatenmantel ähnliches Ober¬
kleid, wohl ein viereckiges Stück grobes Wollenzeug.
2) Einige verstehen diese Worte so: weil sie noch nicht
durch Handel verfeinert sind. Historisch ist beides richtig.
Indes ist zu bezweifeln, daß Tazitus zwischen dem Nähern
und Entferntem einen bedeutenden Unterschied in der Bil¬
dung bezeichnen wollte.
Quellenschriften 7.
2