Metadata: Deutsches Dichterbuch ([Teil 2]. Bd. 4, Hälfte 2, [Schülerbd.])

Friedrich Nückerl. 
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Die einander mußten morden, 
von des Lebens Drang verwirrt, 
ruhn in stiller Eintracht Orden 
in den Gräbern ungeirrt; 
einst vor Gottes Richterschranken 
werden sie sich auch nicht zanken. 
Blumen nicht, die blutigroten, 
werden nur der Gruft entblühn, 
sondern Lieb- und Friedensboten, 
weiß und blau und stilles Grün; 
wenn dazwischen Lüfte stöhnen, 
wird's nicht wie ein Kriegslied tönen. 
-x * 
* 
9. Adventlied. 
Dein König kommt in niedern Süllen, 
ihn trägt der lastbarn Es'lin Füllen, 
empfang ihn froh, Jerusalem! 
trag ihm entgegen Friedenspalmen, 
bestreu' den Pfad mit grünen Salmen! 
So ist's dem Serren angenehm. 
O mächt'ger Serrscher ohne Seere, 
gewalt'ger Kämpfer ohne Speere, 
o Friedensfürst von großer Macht! 
Es wollen dir der Erde Serren 
den Weg zu deinem Throne sperren, 
doch du gewinnst ihn ohne Schlacht. 
Dein Reich ist nicht von dieser Erden, 
doch aller Erde Reiche werden 
dem, das du gründest, untertan. 
Bewaffnet mit des Glaubens Worten, 
zieht deine Schar nach den vier Orten 
der Welt hinaus und macht dir Bahn. 
10. Des fremden 
Es läuft ein ftemdes Kind 
am Abend vor Weihnachten 
durch eine Stadt geschwind, 
die Lichter zu betrachten, 
die angezündet sind. 
Es steht vor jedem Saus 
und sieht die Hellen Räume, 
die drinnen schaun heraus, 
die lampenvollen Bäume; 
weh wird's ihm überaus. 
Lind wo du kommest hergezogen, 
da ebnen sich des Meeres Wogen, 
es schweigt der Sturm, von dir bedroht. 
Du kömmst, auf den empörten Tristen 
des Lebens neuen Bund zu stiften, 
und schlägst in Fessel Sünd' und Tod. 
O Serr von großer Suld und Treue, 
o, komme du auch jetzt aufs neue 
zu uns, die wir sind schwer verstört. 
Not ist es, daß du selbst hienieden 
kommst zu erneuen deinen Frieden, 
dagegen ist die Welt empört. 
O, laß dein Licht auf Erden siegen, 
die Macht der Finsternis erliegen 
und lösch' der Zwietracht Glimmen aus; 
daß wir,, die Völker und die Thronen, 
vereint als Brüder wieder wohnen 
in deines großen Vaters Saus! 
Das Kindlein weint und spricht: 
„Ein jedes Kind hat heute 
ein Bäumchen und ein Licht 
und hat dran seine Freude, 
nur bloß ich armes nicht. 
An der Geschwister Sand, 
als ich daheim gesessen, 
hat es mir auch gebrannt; 
doch hier bin ich vergessen 
in diesem ftemden Land. 
Kindes heiliger Christ.
	        
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