Die Erde als physischer Körper betrachtet. 15
noch Abfluß; zu ihnen gehören besonders die Ansammlungen von stehenden Ge-
wässern in den Vertiefungen der Ebenen, die Steppen-Seen; ferner.einige sehr
hoch gelegene Gebirgs-Seeu, gespeist durch unterirdische Quellen oder durch Schnee-
und Gletscherwasser (z. B. der Titicacasee auf den Anden von Bolivia in
Süd-Amerika, 3900 m (12,000') über dem Spiegel des Stillen Oceans). — Nach
der Beschaffenheit des Wassers zerfallen die Seen in Süßwasser- und Salz-
Seen. Alle Landseen mit Abfluß gehören zur erstereu Klaffe; viele derjeuigeu,
welche keinen Abfluß haben, zur zweiten; besonders reich daran ist Asien; der
berühmteste aller Salzseen ist das Todte Meer. Strandseen sind Süß-
wasserseeu, welche mit dem Meer in Verbindung stehen. — Vor einigen Flüffen
haben sich schmale, mit der Küste parallel streichende Landzungen gebildet, an den
Küsten der Ostsee Nehrung, au denen des adriatischen Meeres Lido genannt,
welche das Süßwasser als Haff oder Lagune vom Meere abscheiden. Eine
erweiterte Mündungsbucht unter Vorlagerung kleiner Inseln nennt man Lim an.
3) Die Atmosphäre.
§ 19, Die atmosphärische Luft, welche unsere Erde einhüllt, besteht wesent-
lich aus einer Mischung von Sanerstosfgas und Stickstoffgas, dazu kommt uoch
Wafferdampf iu sehr veränderlicher Quantität. Die Erscheinungen, welche sich,
bedingt durch die Haupteigeuschasteu der Atmosphäre, nämlich Schwere, Elasti-
cität und Dichtigkeit, in derselben zutrageu, nennt man Meteore, die Lehre
dieser Erscheinungen Meteorologie. — Die Dichtigkeit der Luft nimmt ab mit
der Erhebimg über der Meeresfläche, daher ist das Barometer, welches die Dich¬
tigkeit der Luft mißt, das bequemste Mittel, die Höhe eiues Ortes zu bestimmen.
Die Luft euthält stets Feuchtigkeit oder W a f f e r d a m p f, am meisten über dem
Meere und feuchten Gegenden, am wenigsten über ausgedehnten, trockenen Flächen.
Des Nachts, wenn die Luft am kältesten ist, erfolgt der Niederschlag des Wasserdampfes
als Thau, oder Reif, wenn er gefroreu ist. Die Verdichtung des Wasserdampfes
nahe über der Erdoberfläche bildet Nebel, in den höheren Lustregionen Wolken;
bei bedeutender Kälte gefrieren die Nebelbläschen zn Schnee, oder die Tropfen
zu Hagel. Der Form uach unterscheidet mau drei Wolkeubilduugeu: 1) Feder-
wölke (ciiTus), 2) Hauseuwolke (cumulus) und 3) Schichtwolke (stratus).
§ 20. Sehr wichtig find die Bewegungen der Atmosphäre, die sich uns als
Wind, Sturm, Orkan zn erkennen geben und die wir nach der Himmelsgegend
benennen, aus welcher sie kommen. Die Ursache davon, daß innerhalb der Atmosphäre
überhaupt Bewegung stattfindet, liegt in der ungleichen Erwärmung derselben; denn
wärmere Luft ist leichter als kältere, und steigt deshalb anf bis in eine Luftschicht
von gleicher Dichtigkeit, während kältere Luft unten hinzufließt und den vou jener
verlassenen Raum einnimmt. Die Atmosphäre wird nicht direkt von der Sonne
erwärmt, vielmehr läßt sie die Sonnenstrahlen durch sich hindurch, ohne von ihnen
erwärmt zu werden, uud erst die feste Erdriude und das Wasser nehmen die Wärme
an (und zwar auf ungleiche Weise, indem sie das Land stärker erwärmt, als das
Wasser, und dürres Land wiederum stärker, als mit Vegetation bedecktes).
^ Wie in einem geheizten Zimmer eine Luftcirculation in der Art stattfindet,
daß die erwärmte Luft am Ofen aufsteigt und sich an der Decke verbreitet, während
unten die kältere Luft zufließt, fo steigt vou deu Ländern der heißen Zone fort-
während ein Wind senkrecht in die Höhe, welcher oben nach beiden Polen absließt
(Aeqnatorialströme), während unten von beiden Polen her unaufhörlich kalte Luft
uach dem Aequator fließt (Polarströme).