Full text: Deutsche Lyrik des 19. Jahrhunderts

Martin Greif. 209 
Friedrich Wilhelm war zuerst erzürnt, 
Daß man nicht warten kann. 
Doch wie er die hellen Fanfaren vernimmt, 
Da war er dabei und baß ergrimmt, 
Schickt sofort an den Feldmarschall: 
Es soll'n die Schwadronen vorwärts rucken 
Und reiten Mann neben Mann. 
Er selber stößt zu dem schweren Volk 
Und zieht ihm stracks vorauf. 
Er reitet ans einem Dorf hervor 
Und hält vor einem weiten Moor, 
Ansichtig wird er des Feinds: — 
Noch mißt er ihn ab, da trifft ihn ein Wimmern, 
Ein Kindlein weint zu ihm auf. 
Und hurtig schwingt er den Findling aufs Pferd 
Und setzt ihn vor sich hin. 
Ihn jammert das arme junge Blut, 
Er will es bringen in sichere Hut, 
Da fällt in der Flanke ein Schuß. 
Die Obristen schauen nach seinen Mienen, 
Sie kannten den rechten Sinn. 
Und bereits die Kanonade kracht, 
Dersflinger macht es recht. 
Doch wo er die Position verlor, 
Führt Wrangel die hint'ren Treffen vor, 
An Leuten fehlt es ihm nicht. 
Wohl hat es der Kurfürst bald ersehen, 
Er wirft sich in das Gefecht. 
Den Pallasch geschwungen, er sprengt voraus 
Grad' ein in das Gewühl, 
Und aus und nieder rasselt die Schlacht, 
Fast hätten sie ihn gefangen gemacht, 
Stallmeister Froben fällt neben ihm. 
Erst zu Mittag hört er Viktoria blasen — 
Es war kein leichtes Spiel! 
Und als er sich jetzt im Sattel besinnt 
Und an das Knäblein rührt, 
Da hängt es noch immer am Koller dicht 
Und lächelt ihn an voll Zuversicht, 
Consbruch u, Klincksieck, Deutsche Lyrik. ja
	        
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