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Die Zeit war jetzt gekommen-, ihre Sehnsucht sollte ge¬
stillt, der Frevel, den Frankreich einst an Preufsen und
ganz Deutschland geübt hatte, sollte gesühnt werden.
Zu dem in Eile versammelten Reichstage des norddeutschen
Bundes sprach der König die Worte : „Hat Deutschland in
früheren Jahrhunderten Vergewaltigungen seines Rechtes
und seiner Ehre schweigend ertragen, so ertrug es sie
nur, weil esin seiner Zerrissenheit nicht wufste, wie
stark es war. Heute, wo das Band geistiger und recht¬
licher Einigung, welches die Befreiungskriege zu knüpfen
begannen, die deutschen Stämme je länger desto inniger
verbindet, heute, wo Deutschlands Rüstung dem Feinde
keine Blöfse mehr bietet, trägt Deutschland in sich selbst
den Willen und die Kraft der Abwehr erneuter fran¬
zösischer Gewaltthat. Es ist keine Uberhebung, welche
mir diese Worte in den Alund legt. Die verbündeten
Regierungen wie ich selbst, wir handeln in dem Bewufst-
sein, dafs Sieg und [Niederlage in der Hand des Leukers
der Schlachten ruhen. Wir haben mit klarem Blicke die
Verantwortlichkeit ermessen, welche vor den Gerichten
Gottes und der Menschen den trifft, der zwei grofse
friedliebende Völker im Herzen Europas zu verheerenden
Kriegen treibt. Wir werden nach dem Beispiel unserer
Väter für unsere Freiheit und für unser Recht gegen die
Gewaltthat fremder Eroberer kämpfen, und in diesem
Kampf, in dem wir kein auderes Ziel verfolgen, als den
Frieden Europas dauernd zu sichern, wird Gott mit uns
sein, wie er mit unsern Vätern war.“ An demselben Tage
erneuerte der König die Stiftung des eisernen Kreuzes
als eines besonderen Ehrenzeichens für alle Krieger ohne
Unterschied des Ranges, die sich in dem bevorstehenden
Kriege ein hervorragendes Verdienst erwerben würden.