— 92 —
balsamiert in die andere Welt gehe, wird wohl ans eins
herankommen.“ Als er merkte, daß in der Nacht viel Regen
gefallen war, rief er munter aus: „ Sieh da, unser Alliierter
von der Katzbach; da sparen wir dem König wieder viel
Pulver." Bon dem Regen waren die Wege ausgeweicht, bie
Geschütze konnten nur langsam vorwärts gebracht werden, die
Soldaten wateten im Schlamm. Blücher trieb immerfort mit
seinem „Vorwärts" zur Eile an und sprach, als die Soldaten
murrten, es ginge nicht: „Kinder, wir müssen vorwärts! Es
heißt wohl, es geht nicht; aber es muß gehen. Ich hab' es
meinem Bruder Wellington versprochen; ihr wollt doch nicht,
daß ich wortbrüchig werden soll?" Und es ging. Noch ge¬
rade zur rechten Zeit langten die Preußen auf dem Schlacht¬
felde an zum Jubel der hartbedrängten Engländer. Schon
vor drei Stunden hatte Wellington geseufzt: „Ich wollte,
es wäre Nacht, oder die Preußen kämen!" Blücher ließ sofort
mit aller Kraft angreifen, und in einigen Stunden waren die
Franzosen so geschlagen, daß sie sich in wilde Flucht aus¬
lösten, heftig verfolgt von den unermüdlichen Preußen. Napo¬
leon selbst wäre beinahe gefangen genommen worden. Im Juli
zogen die Sieger zum zweiten Mal in Paris ein. Napoleon
hatte versucht, nach Amerika zu entkommen, wurde aber von
den Engländern aufgegriffen und nach der Insel St. Helena
gebracht, wo er nach einigen Jahren starb. Noch vor ihm
wurde sein großer Gegner Blücher, den der letzte Feldzug
sehr angegriffen hatte, zu Grabe getragen. Blücher starb
1819 auf feinem Gute in Schlesien. Noch sollt ihr euch
merken, daß der alte Held bei seiner derben Soldatenart doch
einen frommen Sinn hatte, und daß die große Ehre, die ihm
allenthalben erzeigt wurde, ihn niemals eitel machte; das be¬
zeugt fein schönes Wort: „Was ist's, das ihr rühmt? Es
war meine Verwegenheit, Schwarzenbergs Besonnenheit und
des großen Gottes Barmherzigkeit."
* 7. Der Krieg Napoleons I. gegen Rußland, der deutsche
Befreiungskrieg 1813 und 14 und der Krieg von 1815.
a) Der Krieg gegen Rußland.
Die deutschen Befreiungskämpfe, von denen im Vorstehenden
schon manches erzählt ist, wurden vorbereitet durch den unglück¬
lichen Feldzug Napoleons gegen Rußland. Dieses und England
waren bis jetzt noch unbesiegt. Gegen England konnte Napoleon