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ließ dem des Leonidas den Kopf abbauen und ihn ans Kreuz
schlagen, um Zu zeigen, daß er gegen keinen Menschen so er¬
grimmt gewesen, als gegen den Leonidas: denn sonst ehren
die Perser auch an dem Feinde die Tapferkeit sehr hoch.
Nun zog Lerxes durch Thessalien und Doris in die
Landschaft Phokis, wo die Perser Alles mit Feuer und Schwert
verwüsteten. Als sie sich aber am Heiligthume zu Delphi
vergreifen wollten, erhob sich ein heftiges Ungewitter und die
Delphier erschlugen vom Gebirge herab viele mit Steinen.
Die stärkste Abtheilung des Heeres war nach Böotien gezogen,
wo die Städte Thespiä und Platäa wegen ihrer Anhäng¬
lichkeit an die gemeinsame Sache der Griechen von den Per¬
sern in Brand gesteckt wurden.
XIX.
Themistokles, Griechenlands Netter. Aristi¬
des. Die Schlachten bei Artemiston und
Salamis.
(480 v. Chr.)
Doch alle Tapferkeit zu Lande wäre zuletzt gegen die
zahllosen Schaaren des L'erxes fruchtlos geblieben, wenn nicht
der Muth und die edelmüthige Aufopferung der Athener alle
Griechen zum gemeinsamen Kampfe zur See verbunden hätte.
Unter den Athenern aber war ein Mann, der mit richtiger
Einsicht erkannte, daß nur zur See den Persern erfolgreicher
Widerstand geleistet werden könne, und dem deshalb der
Ruhm, Griechenlands Retter zu sein, mit vollem Rechte ge¬
bührt. Dieser Mann war Th em ist okle s. Er war der
Sohn des Neokles und stammte aus einem berühmten Ge¬
schlechte. Schon als Knabe war er lebhaften Geistes und
voll kühner Entwürfe: die Spiele und Erholungen seiner Alters¬
genossen verschmähte er und beschäftigte sich dagegen eifrig
mit der Verfertigung gerichtlicher Reden, indem er Fälle er¬
dichtete, in denen er andere Knaben anklagte oder vertheidigte.
Daher sagte einst sein Lehrer zu ihm: „Aus dir, o Knabe,
wird einmal nichts Geringes werden, sondern etwas recht