Full text: Geschichtsbilder in gedrängter Darstellung aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte

— 192 — 
Tob des Führers entstammte die Soldaten zur äußersten Anstrengung. 
Gleichzeitig griff der König wirksam aus einem schwachen Punkte 
der Feinde ein und drängte sie in die Festung hinein. Aber der 
Sieg bei Prag (6. Mai) war mit dem Leben Schwerins, „der 
allein 10,000 Mann werth war", und mit 16,000 Gefallenen 
erkauft. Der Verlust der Östreicher war noch größer; auch sie 
hatten den Verlust eines Marschalls, des tüchtigen Brown, zu be¬ 
klagen. Prag konnte der König nicht nehmen, vielmehr drohte ihm 
der Marschall Daun den Rückweg abzuschneiden. Darauf griff ihn 
Friedrich bei Kolli n (18. Juni) an. Alles ging gut, und schon 
wankten die feindlichen Reihen, da änderte Friedrich seinen Schlacht¬ 
plan und brachte Verwirrung unter die Seinen. Die feindliche 
Reiterei drang in die Lücken und nöthigte tms Heer zur Flucht. 
Friedrich stürzte sich mit Todesverachtung in das dichteste Getümmel. 
Ein zusammengerafftes Häuflein führte er kühn gegen eine Batterie. 
Als Alle gefallen oder geflohen waren, rief ihm ein Major zu: 
„Majestät, wollen Sie die Batterie allein erobern?" Mit dem Fernrohr 
betrachtete Friedrich die Stellung der Feinde und befahl dann den 
Rückzug. Als die Pferde getränkt wurden, reichte ihm ein Soldat 
einen Trunk aus dem Pferdeeimer und sagte: „Majestät, trinken 
Sie doch und lassen Sie Schlacht Schlacht sein. Es ist nur gut, 
dass Sie noch leben. Unser Herrgott kann uns schon wieder den 
Sieg verleihen!" In einem Dorse fanden die Ossieiere den König 
auf einer Brunnenröhre si|en, wie er in trübem Sinnen Figuren mit 
seinem Krückstöcke in den Sand zeichnete. Als die Reste seines 
schönen Heeres vorüber zogen, rief er: „Kinder, Ihr habt heute 
einen schweren Tag gehabt, aber ich will alles wieder gut machen!" 
Schlesien wurde nun von den Östreichern überschwemmt. Die Fran¬ 
zosen siegten bei Hastenbeck a. d. Weser über den englischen Feld¬ 
herrn, die Russen bei G r o ß j ä g e r n b o r f in Ostpreußen über ben 
General Lehwald. Die Franzosen unter betn Prinzen Soubise 
unb bie bnntschäckige Reichsarmee („Reißausarmee") machten sich in 
Thüringen breit unb lustig. Gegen sie wanbte sich Friebrich zuerst. 
33ei Weißenfels würben feine 22,000 Mann von einer breifachen 
Übermacht umlagert. Da Friebrichs Truppen ihre Stellung ver- 
änberten, hatten bie Franzosen nur bie eine Angst, bass sie ihnen 
entwischen möchten. Soubise sandte schon einen Eilboten nach Paris, 
um anzuzeigen, dass er den Marquis von Brandenburg bald als 
Gefangenen zur Augenweide der Pariser schicken würde. Die Preußen 
kochten noch ihr Essen, die Ossiciere saßen bei Tafel, als die Feinde 
heran zogen. Da verschwanden die Zelte, die Kanonen rasselten 
daher und in einer halben Stunde war die Armee schlagfertig. 
Seidlih, der kühne Reitergeneral, brach aus einem Hohlwege
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.