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Tob des Führers entstammte die Soldaten zur äußersten Anstrengung.
Gleichzeitig griff der König wirksam aus einem schwachen Punkte
der Feinde ein und drängte sie in die Festung hinein. Aber der
Sieg bei Prag (6. Mai) war mit dem Leben Schwerins, „der
allein 10,000 Mann werth war", und mit 16,000 Gefallenen
erkauft. Der Verlust der Östreicher war noch größer; auch sie
hatten den Verlust eines Marschalls, des tüchtigen Brown, zu be¬
klagen. Prag konnte der König nicht nehmen, vielmehr drohte ihm
der Marschall Daun den Rückweg abzuschneiden. Darauf griff ihn
Friedrich bei Kolli n (18. Juni) an. Alles ging gut, und schon
wankten die feindlichen Reihen, da änderte Friedrich seinen Schlacht¬
plan und brachte Verwirrung unter die Seinen. Die feindliche
Reiterei drang in die Lücken und nöthigte tms Heer zur Flucht.
Friedrich stürzte sich mit Todesverachtung in das dichteste Getümmel.
Ein zusammengerafftes Häuflein führte er kühn gegen eine Batterie.
Als Alle gefallen oder geflohen waren, rief ihm ein Major zu:
„Majestät, wollen Sie die Batterie allein erobern?" Mit dem Fernrohr
betrachtete Friedrich die Stellung der Feinde und befahl dann den
Rückzug. Als die Pferde getränkt wurden, reichte ihm ein Soldat
einen Trunk aus dem Pferdeeimer und sagte: „Majestät, trinken
Sie doch und lassen Sie Schlacht Schlacht sein. Es ist nur gut,
dass Sie noch leben. Unser Herrgott kann uns schon wieder den
Sieg verleihen!" In einem Dorse fanden die Ossieiere den König
auf einer Brunnenröhre si|en, wie er in trübem Sinnen Figuren mit
seinem Krückstöcke in den Sand zeichnete. Als die Reste seines
schönen Heeres vorüber zogen, rief er: „Kinder, Ihr habt heute
einen schweren Tag gehabt, aber ich will alles wieder gut machen!"
Schlesien wurde nun von den Östreichern überschwemmt. Die Fran¬
zosen siegten bei Hastenbeck a. d. Weser über den englischen Feld¬
herrn, die Russen bei G r o ß j ä g e r n b o r f in Ostpreußen über ben
General Lehwald. Die Franzosen unter betn Prinzen Soubise
unb bie bnntschäckige Reichsarmee („Reißausarmee") machten sich in
Thüringen breit unb lustig. Gegen sie wanbte sich Friebrich zuerst.
33ei Weißenfels würben feine 22,000 Mann von einer breifachen
Übermacht umlagert. Da Friebrichs Truppen ihre Stellung ver-
änberten, hatten bie Franzosen nur bie eine Angst, bass sie ihnen
entwischen möchten. Soubise sandte schon einen Eilboten nach Paris,
um anzuzeigen, dass er den Marquis von Brandenburg bald als
Gefangenen zur Augenweide der Pariser schicken würde. Die Preußen
kochten noch ihr Essen, die Ossiciere saßen bei Tafel, als die Feinde
heran zogen. Da verschwanden die Zelte, die Kanonen rasselten
daher und in einer halben Stunde war die Armee schlagfertig.
Seidlih, der kühne Reitergeneral, brach aus einem Hohlwege