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Ein andres Heer von nahe an 20000 Mann schickte er nach Afrika,
um teils als Besatzung von Karthago zu dienen, teils im karthagischen
Gebiet verteilt zu werden. Er selbst brach im Frühjahr 218 mit
90000 Mann Fußvolk, 12000 Reitern und 37 Elefanten nordwärts nach
dem Ebro auf.
2. Auf diesem Zuge erschien ihm einst, wie die Sage erzählt, im
Schlaf ein Jüngling von göttlicher Gestalt, welcher sagte: „Ich bin
von Jupiter als dein Wegweiser nach Italien gesandt; mache dich
auf und folge mir unverwandten Auges.“ Hannibal folgte anfangs
schüchtern, nirgends um oder hinter sich blickend; dann aber konnte
er aus menschlicher Ängstlichkeit, was das wohl sein möge, wonach
er sich nicht umsehen solle, seine Augen nicht mehr beherrschen.
Er blickte hinter sich und gewahrte eine Schlange von wundersamer
Größe, die hinter ihm herschoß, Bäume und Sträucher weithin nieder¬
schlagend, und hinter der Schlange einen Platzregen mit Donner-
schlägen. Auf seine Frage, was das für ein Ungetüm sei, und was
das Zeichen bedeute, erhielt er die Antwort, daß es die Verwüstung
Italiens sei; er solle aber nur vorwärts gehen, nicht weiter fragen
und das fernere Schicksal in seinem Dunkel ruhen lassen.
3. Froh über dieses Gesicht setzte er über den Ebro und bezwang
die noch unabhängigen Völkerschaften zwischen diesem Fluß und den
Pyrenäen. Um die Pässe des Gebirges und die neu eroberten Land¬
schaften zu hüten, ließ er eine Truppe von 11000 Mann zurück, während
er noch andre 11000 Mann, welche die Furcht vor einem Kriege mit
Rom entmutigt hatte, nach Hause entließ. Ihm selbst blieben damals
50000 Mann zu Fuß und 9000 Reiter, alle bewährte Krieger, zum
größeren Teil Libyer aus dem Gebiete Karthagos, zum kleineren Teil
Hispanier (Iberer). Die Völker des südlichen Galliens gewann er durch
List und Geschenke, und als man in Rom vernahm, er habe den Ebro
überschritten, stand er bereits am rechten Ufer der unteren Rhone,
an der Stelle des heutigen Avignon.
4. Die dort seßhaften Gallier standen auf seiten der Römer, fühlten
sich aber zu schwach, um den Anmarsch des panischen Heeres in
offenem Felde aufzuhalten. In der Hoffnung auf die Hilfe des rö¬
mischen Heeres, das bereits bei Massilia (Marseille) an der Rhone¬
mündung eingetroffen war, nahmen sie auf dem linken Flußufer eine
feste Stellung ein. Aber Hannibal ließ sich nicht aufhalten. Er ließ
alle Schiffe und Kähne aufwärts und abwärts des Flusses zusammen¬
holen, Bäume fällen und Flöße bauen, und traf alle Anstalten zu
raschem Übergang. Aber auf der andern Seite standen die Feinde,
die zu Pferd und zu Fuß das ganze Ufer innehatten. Um sie von
dort zu vertreiben, befahl Hannibal dem Hanno mit einem Teil des