Full text: Geschichtsbilder in gedrängter Darstellung aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte

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und sie al§ steuerfreie aber kriegspflichtige Verbündete anerkannte. 
Er vereinigte noch einmal das ganze Reich und vertilgte die legten 
Reste des heidnischen Kultus. Er theilte das Reich unter seine 
Söhne Arkadius und Honorius (395). Ersterer bekam das 
oströmische Reich unter Vormundschaft des grausamen Galliers Rufinus, 
letzterer das weströmische unter Leitung des tapfern und klugen Van¬ 
dalen Stilicho. Mit dieser Theilung trat eine dauernde 
Trennung der östlichen und westlichen Reichshälfte ein. 
Die Hauptstadt des oströmischen oder griechischen Reiches war 
Konstantinopel, die des weströmischen oder abendländischen 
Reiches Rom. 
4. Alarich, der junge, tatendurstige Westgothenkönig, hasste 
die träge Ruhe und wollte seinem Volke neue Reiche suchen. Zuerst 
brach er verheerend in Griechenland ein, schleppte reiche Beute hin¬ 
weg und zerstörte unzählige Kunstwerke. Einen Einbruch in Italien 
wandte Stilicho durch das Schwert und kluge Unterhandlungen ab. 
Nachdem Stilicho auch noch Die Schaaren des Radagais vernichtet, 
ließ Honorius ihn, die letzte Stütze des Reiches, aus Mistrauen hinrichten. 
Als man Alarich den Tribut verweigerte und unschuldige gothische Weiber 
niedermetzelte, da unternahm er einen Rachezug gegen Rom. Ravenna, 
den fumpfumgürteten Kaisersitz, ließ er seitwärts liegen. Als er 
dem geängsteten Rom einen ungeheuren Tribut abforderte, riefen die 
Gesandten: „Was bleibt uns dann noch?" „Das Leben!" sagte kalt 
der Sieger. Als sie mit der ungeheuren Volkszahl Roms drohten, 
erwiderte Alarich: „Je dichter das Gras, desto besser zu mähen!" 
Als Honorius den Vertrag nicht anerkennen wollte und den Sieger 
schmähte, zog Alarich abermals gegen Rom und stürmte bei Nacht 
die Weltstadt (410). Sie erfuhr aber eine milde Behandlung 
von den christlichen Gothen. Honorius erschrak bei der Nachricht: 
Rom ist verloren! aber nur, weil er dachte, sein Lieblingshahn „Roma" 
wäre gemeint. Alarich zog nach Unteritalien, um von da Über L?i- 
cilien nach Afrika zu gehen, aber in Cosenza ereilte ihn der Lod 
im 34. Jahre. Seine trauernden Gothen begruben ihn feierlich in 
dem Bette des abgeleiteten Bustnto. Sein Schwager Athaulf 
führte die Westgothen nach Südfrankreich, und dessen Nachfolger 
Wallia gründete zu beiden Seiten der Pyrenäen das mächtige 
West gothenreich mit ber Hauptstadt Tolosa (415). 
5. Andere deutsche Völker. Die Franken breiteten 
sich am Niederrhein, die Burgunder am Oberrhein und an der Rhone 
aus; Alanen und Sueven ließen sich in Spanien nieder. Die 
Vandalen gingen 429 unter Geiserich nach Nordasrika und 
gründeten da ein mächtiges Reich mit der Hauptstadt Karthago. Bei 
ber Belagerung von Hippo starb der Bischof Augustin, der Sohn 
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