— 77 —
neuen Theilung die besten Landestheile zuwenden wollte, stellten sich
die älteren Söhne zur Wehre, brachten mit Beistand des Papstes die
Truppen des Kaisers auf dem Lügenfelde zum Abfall und nöthig¬
ten Ludwig zur Abdankung. Ja Lothar sperrte ihn in ein Kloster
und zwang ihn, auf einem Sacke knieend, öffentlich Kirchenbuße zu
thun. Dieses nichtswürdige Betragen empörte des Kaisers Sohn
Ludwig. Mit den Waffen befreite er seinen Vater und setzte ihn
wieder auf den Thron. Doch das Unglück hatte ihn nicht weiser
gemacht. Nach Pipins Tode verkürzte er in einer neuen Theilung
seinen Sohn Ludwig. Entrüstet wollte dieser sein Recht mit ge-
waffneter Hand schützen; da befreite der Tod den gramgebeugten
Kaiser von feinen Leiden. Er starb aus einer Rheininsel bei Ingel¬
heim 840.
2. Vertrag von Verdun 843. Nun brach der Bruderkrieg
in hellen Flammen aus. Den übermüthigen Lothar demüthigten die
beiden andern Brüder in der Schlacht bei Fontenaille und nöthigten
ihn nach mehrjährigem Kampse zum Vertrage von Verdun, in dem
das Reich Karls des Kroßen getheilt wurde: Lothar bekam Italien
mit der Kaiserwürde und einen Landgürtel vom MNelmeer bis zur
Nordsee, die Rhone und den Rhein entlang. (Burgund unb Loth¬
ringen.) Karl ber Kahle erhielt Frankreich unb Lubwig Deutsch-
laub nebst" einigen labten auf bent linken Rheinufer, bes Weinbaues
wegen. Als Lothars Geschlecht nach unglücklicher Regierung ausstarb,
fielen bie Stabte von Elsass unb Lothringen an Dentschlanb.
3. Lubwig ber Deutsche war von eb'ler Leibes- unb Geistes-
bildung 'und muthigen Htrzerr§. Drei gefährliche Feiube umbrohten
sein Reich: bie Normannen im Norben, bie Slaven an ber Elbe
unb bie Magyaren an ber Donau. Die Normannen machten unter
ihren Seekönigen bie nörblichert unb westlichen Meere unsicher unb
drangen mit ihren leichten Fahrzeugen aus ben Flüssen bis in bas
Herz von Deutschland unb Frankreich. Sie brandschatzten Paris,
plünberten Köln, verbrannten Hamburg. Ähnlich machten es bie
Feiube im Osten. Da setzte Lubwig an ben bedrohten Grenzen
Herzöge ein. Sein Leben war ein sortwähreuber Kampf. Dazu
trübte ber Kummer über feine ertüchtigen Söhne feine letzten Jahre.
4. Die Übrigen Karolinger. Karl ber Dicke ver¬
einigte noch einmal alle Länber Karls bes Großen, aber bie Krone
war feinem stets fchmerzenben Haupte zu fchwer, unb bie Unorbnung
mehrte sich. Den Normannen kaufte' er zwei mal ben Frieben ab.
Da setzten ihn Deutsche unb Franken ab. Er starb 1/a Jahr bar-
auf kiuberlos. Sein Neffe Arnulf, ber sich hohen Kriegsruhm im
Kampfe mit ben Slaven erworben hatte, würbe gewählt. Er schlug
bei Löwen an ber Dyle bie Normaryjffi^It^Mf Vernichtung und