— 97 —
die „päpstlichen Schlüsselsoldaten" aus seinem Gebiete und nöthigte
den Papst zum Frieden. In Deutschland schlug er einen Aufstands¬
versuch seines Sohnes Heinrich nieder, hielt einen glänzenden Reichs¬
tag in Mainz und berieth ein Gesetz über den Landfrieden. Die
lombardischen Städte hatten inzwischen nach voller Unabhängigkeit
gestrebt; aber bei Cortenuova (1237) brachte ihnen der Kaiser
eine vollständige Niederlage bei. Als er seinem schönen Sohne
Enz io das Königreich Sardinien verlieh, da stellte sich der Papst
aus die Seite der Städter und verfluchte Friedrich als einen zweiten
Herodes, heimlichen Muhamedaner und Erzketzer und dichtete ihm
die scheußlichsten Verbrechen an. Ganz Italien hallte nun wieder
vom Kampfgetümmel der Parteien. In Norditalien wüthete der
schlaue aber grausame Markgraf Ezzelino gegen die Städter;
es war ihm aber weniger um des Kaisers als um den eigenen Vortheil
zu thun. Der Papst berief eine große Kirchenversammlung nach
Rom; aber der wachsame Enzio nahm an 100 der heransegelnden
Bischöfe gefangen. Der Ärger darüber töbtete den fast 100jährigen
Greis. Sein Nachfolger Jnnocenz IV. war ein noch heftigerer Gegner
bes Kaisers. Bei seiner Wahl ries Friebrich schmerzlich aus: „Ich
habe einen Freunb unter ben Karbinalen verloren unb finde ihn als
Feind aus dem Stuhle Petri wieder, denn sein Papst kann ein
Ghibelline sein!"
Von Lyon aus erneuerte der Papst die gräulichsten Anschuldi¬
gungen und den Bannfluch gegen Friedrich unb erklärte ihn feiner
Würben verlustig. Bei ber Verkünbigung bes Spruches warfen bie
Bischöfe bie brennenben Kerzen, bie sie in den Händen gehalten,
zur Erde, dass sie erloschen. Der kaiserliche Gesandte aber schlug
an seine Brust und ries: „Das ist der Tag des Unheils, bes
Zornes unb bes Verberbens!" Als er seinem Herrn Kunbe bavon
gab, ba ergrimmte Friebrich heftig, ließ alle feine Kronen bringen
unb rief: „Noch sinb sie mein, unb ohne blutigen Kamps soll sie
mir kein Papst und kein Konzil entreißen!" In furchtbarer Weife
tobte nun der Kampf der Welfen und Ghibellinen in Deutschland
und Italien. Tief schmerzte den Kaiser das Unglück seines Lieblings
Enzio. Derselbe wurde an der Fossalta geschlagen und von ben
Bolognesen in lebenslängliche Haft genommen. Ein anberer Schlag
icar ber Verrath seines Freunbes, bes klugen unb gewanbten Kanzlers
Peter von Vinea. Der unglückliche Mann zerstieß sich, von Ge-
wissensqual gefoltert, im Gefängnis bas Haupt. In Schlesien fielen
bie Mongolen unter Batu Chan ein, nachbem sie unter bessert
Großvater Dschingis Chan ganz Vorberasien unb Rufslanb er¬
obert hatten. Sie verbreiteten überall Verberben unb Entsetzen.
Bei Liegnitz auf ber Wahlstatt opserte sich 1241 Herzog
7