— 10 —
Seine Söhne empörten sich wider ihn; der jüngste nahm ihn sogar
gefangen. Heinrich IV. starb zu Lüttich im Alter von 56 Jahren.
Der Streit zwischen Staat und Kirche wurde unter Heinrich V.
1122 durch die Übereinkunft beigelegt, daß die Wahl der Bischöfe und
Äbte in Gegenwart des Kaisers oder seines Gesandten vor sich
gehen, daß aber die kaiserliche Belehnung nicht mit Ring und Stab,
sondern mit dem Szepter geschehen solle, und zwar in Deutschland
vor der Weihe, in Italien nach derselben.
L. No. 388: Lied eines alten schwäbischen Ritters an seinen Sohn.*
10. pic Kreuzzüge.
Seit den Tagen der Erlösung und namentlich seit Constantins
Bekehrung (Helenas Grabeskirche) wallfahrteten viele Christen des
Abendlandes nach Jerusalem und zu deu übrigen heiligen Stätten
Palästinas. Diese Wallfahrten wurden durch die Araber, welche
im siebenten Jahrhundert das heilige Land eroberten, erschwert
(Steuer) uud durch die Türken, welche im elften Jahrhundert
Palästina unterjochten, fast unterdrückt. Jene Pilger- und Kriegszüge,
welche die abendländischen Christen zur Befreiung des heil. Landes
aus der Gewalt der Türken unternahmen, nennen wir die Kreuz¬
züge (Abzeichen der Kreuzfahrer). Der Gedauke an einen solchen
Kreuzzug wurde zuerst mit Erfolg durch Peter vou Amiens an¬
geregt. Der Papst unterstützte diesen Gedanken, indem er Peter
von Amiens bevollmächtigte, einen Kriegszug gegen die Türken zu
predigen, und diesen Zug auf dem Concil zu Clermout persönlich
empfahl. Gegen 600 000 Kreuzfahrer zogen im Herbste des
1096 Jahres 1096 nach Palästina und eroberten 1099 nach vier-
wöchentlicher Belagerung die Hauptstadt Jerusalem. Der erste
christliche Fürst von Jerusalem, Gottfried von Bouillon, lehnte
den Königstitel ab und nannte sich nur Beschützer des heiligen
Grabes. Diese Eroberung war jedoch nicht von Dauer, weil die
Christen nicht Mittel genug hatten, ihre Macht zu befestigen, und
es ihnen zudem an Einigkeit fehlte. Auch die sechs folgenden Züge
haben ihren nächsten Zweck nicht erreicht; doch haben sie das An¬
drängen des Islam gegen das christliche Abendland gehemmt (1453
Eroberung Konstantinopels, 1529 n. 1683 Türken nach Deutsch¬
land) ; auch bleiben die Kreuzzüge ein schönes Zeugnis der heiligen
Begeisterung und Opferwilligkeit der abendländischen Christen für
den Glauben. Sodann hatte die fast 200jährige Bewegung zwischen
dem Abend- und Morgenlande neben einigen schlimmen mehrere
gute Folgen. Solche waren: 1. das Ansehen der Päpste wurde erhöht
und befestigt, 2. die Macht der Fürsten hob sich durch die Ver-