Full text: Geschichte der Neuzeit (Teil 3)

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Zweite Periode der Neuzeit. 
Antichrist! steiniget ihn!" und die Geistlichkeit mußte, von den wütenden 
Frauen verfolgt, in die Sakristei flüchten. Die Schotten errichteten 
darauf zum Schutz ihrer Religion ein Bündnis, den Covenant. 
Karl sah sich daher genötigt, ein Heer ins Feld zu stellen, und 
berief, um die nötigen Gelder zu erhalten, das vierte Parlament. 
Allein dies zeigte eine so entschiedene Abneigung gegen die königlichen 
Forderungen, daß es sofort aufgelöst wurde. Sobald die Schotten 
die Schwäche des Königs merkten, fielen sie in England ein und 
zwangen ihn, da er von allen Hilfsmitteln entblößt war, zur Ein¬ 
berufung des fünften Parlaments, welches von 1640— 1648 saß 
und unter dem Namen des langen Parlaments bekannt ist. 
Auch dies bewilligte die verlangten Gelder nicht, versetzte Karls Räte 
Strafford und Laud in Anklagezustand und befahl ihre Verhaftung. Mit 
des Königs Bewilligung ward Strafford sogleich hingerichtet; Laud 
blieb noch drei Jahre im Tower und wurde dann auch enthauptet. 
In seiner ratlosen Lage bildete der König endlich ein Ministerium aus 
Straffords Gegnern. Unglücklicher Weise ermordeten damals die 
katholischen Irländer die protestantischen Kolonisten; der Volkshaß 
beutete dies Ereignis aus, und man verbreitete das Gerücht, jener 
Mord sei aus Befehl des Königs und insbesondere der Königin ge¬ 
schehen. Karls Beteuerungen seiner Unschuld verhallten im Wind. Das 
Parlament forderte nun vor allem, daß die Bischöfe wegen ihrer 
papistischen Grundsätze nicht mehr Sitz und Stimme in ihm haben 
und das Heer unter ihm, nicht mehr unter dem Könige stehen solle. 
Jetzt beschloß Karl I. den Krieg. In Nottingham versammelten 
sich die Tories, die Feinde der Puritaner; da sie größtenteils 
Adelige waren, so nannte man sie auch Kavaliere. Das Heer des 
Parlaments, welches aus eifrigen Puritanern bestand, erhielt we¬ 
gen des kurz abgeschnittenen Haares derselben den Namen Rund- 
kopse. Der greuelvolle Bürgerkrieg lief anfangs für den König 
glücklich aus, bis die Feldherrn des Parlaments, der talentvolle 
Fairfax und der puritanische Religionseiserer Oliver Cromwell, 
aus ihren Anhängern die entschlossene Reiterschar „der Eisenseiten" 
bildeten, welche überall siegreich auftraten. Nach zwei unglück¬ 
lichen Schlachten, bei Marstenmoor westlich von Iork 1644 
und Naseby bei Northampton 1645, bat der König, welcher sich in 
Oxford eingeschlossen hatte, um Frieden. Man traute ihm nicht. Als 
Oliver Cromwell sich anschickte, Oxford zu belagern, entfloh 
Karl in der Kleidung eines Reitknechtes nach Schottland und 
hoffte, seine Landsleute würden ihn retten. Da er aber ihre unbe-
	        
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