Full text: Geschichte der Neuzeit (Teil 3)

§. 10, 6. Der spanische Erbfolgekrieg. 
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einigen und dann vor Wien zu rücken. Allein die treuen Tiroler vereitel¬ 
ten den kühnen Plan. Der heldenmütige Amtmann Martin St er¬ 
zin ger sammelte die besten Scharffchützen, besetzte die Höhen und 
Pässe und trieb die Feinde zurück. Die Bayern vereinigten sich 
nun an der Donau in Bayern mit den Franzosen und vertrieben 
die Östreicher. Aber sofort eilte der Herzog von Marlborough (John 
Churchill), der Feldherr der englischen und holländischen Landmacht, 
aus den Niederlanden und Prinz Eugen aus Italien herbei und 
brachten bei Höchftädt 1704 den Franzosen unter dem Marschall 
Tallard eine bedeutende Niederlage bei. Der hessische Rittmeister 
von Boyneburg holte den flüchtigen Marschall ein und nahm ihn 
gefangen; der Kurfürst von Bayern floh mit den Franzosen über 
den Rhein, und Bayern wurde besetzt. Auf dem Schlachtfelde er¬ 
richteten die Verbündeten eine Ehrenfäule mit der Inschrift: „Mögen 
die Fürsten lernen, daß Verschwörungen mit den Feinden des Vater¬ 
landes selten ungestraft bleiben, Ludwig XIV. aber erkennen, daß 
man vor dem Tode niemand den Großen oder Glücklichen nennen 
soll." 1705 starb [Kaiser Leopold. Sein Nachfolger Joseph I. 
(1705—1711) ließ die Kurfürsten von Köln und Bayern die ganze 
Schweredes Rechtes empfinden. Jener verlor alle f eine weltlichen Rechte und 
Besitzungen, dieser kam in die Reichsacht. Diese Strenge veranlaßte ein ge¬ 
fährlicher Aufstand, welcher 1705 ausgebrochen war, um die Will¬ 
kür der östreichischen Beamten zu rächen. „Lieber bayrisch sterben, 
als östreichisch verderben", war die allgemeine Losung. Aber die 20000 
Mann, welche zu den Waffen gegriffen hatten, waren unterlegen und 
flüchtig geworden. 
Nach dem glorreichen Siege bei Höchftädt waren Marlborough 
nach den Niederlanden und Prinz Eugen nach Italien zurückgekehrt. 
Man hatte zwar anfangs geglaubt, der Krieg fei beendet, da der 
Erzherzog Karl nach feiner Landung in Barcelona die Provinzen 
Katalonien und Navarra unterworfen und 1706 feinen Einzug in 
Madrid gehalten hatte. Allein er mußte sich bald wieder zurückziehen, da 
die Geistlichkeit ihn wegen feines Bundes mit den ketzerischen Briten haßte. 
In den Niederlanden und in Italien erlitten die Fran¬ 
zosen entschiedene Niederlagen. Marlborough schlug den unfähigen 
Marfchall Villeroi ungeachtet feiner Übermacht bei dem Dorfe Ra- 
millies 1706, unweit Waterloo, so aufs Haupt, daß die spanische 
Niederlande dem Erzherzog Karl als König Karl III. huldigen 
mußte. In Italien erfocht Eugen mit Hilfe der preußischen Truppen 
unter Leopold von Dessau (§. 12, 6) den glänzenden Sieg bei
	        
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