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Dritte Periode der Neuzeit.
des Thrones verlustig und setzten dessen kinderlosen Oheim als
Karl XIII. (1809—1818) ein, der den Russen Finnland überließ
und Frieden mit denselben schloß. Zum Nachfolger wurde der fran¬
zösische Marschall Bernadotte, Prinz von Pontecorvo, ernannt,
der sich durch sein Benehmen gegen die Schweden im preußischen
Kriege beliebt gemacht hatte.
Währenddessen war Napoleon bemüht, seine Macht über die
Pyrenäenhalbinsel auszudehnen. Er hatte nach dem Tilsiter Frieden
an Portugal die Aufforderung ergehen lassen, dem englischen Handel
seine Häsen zu versperren; allein der Prinzregent Juan VI., welcher
für seine geisteskranke Mutter die Regierung führte, schloß einen
Bund mit England. Napoleon antwortete mit einer Kriegserklärung
und sandte nach einer Übereinkunft mit dem spanischen „Friedens¬
fürsten" Godoy, dem er ein Fürstentum im südlichen Portugal
in Aussicht stellte, den Marschall Junot 1807 mit einem Heere
durch Spanien nach Portugal. Der portugiesische Hos verließ einen
Tag vor der Ankunft der Franzosen in Lissabon das Reich und
fuhr mit allen Schätzen unter englischer Bedeckung nach Brasilien.
Sofort erschien ein kaiserliches Dekret: „Das Haus Braganya hat
durch seine Flucht dem Königreiche entsagt und zu regieren aufgehört."
Das Land wurde militärisch besetzt und erhielt den General Junot
zum Generalverwalter.
In Spanien leitete unter dem schwachen König Karl IV.
(1788—1808) der Günstling, Manuel Godoy, ein ehemaliger
Guitarrespieler, mit dem Titel Friedensfürst, die Zügel der Regierung.
Diesen haßten die Großen des Reiches, besonders der Kronprinz
Ferdinand, weil er besorgte, der Friedensfürst könne ihn um ben
Thron bringen. Dadurch entstanden auch Zwistigkeiten zwischen
dem König und seinem Sohne, welche sogar auf Betreiben des
Friedensfürsten dem Kronprinzen Gefängnis brachten. Doch bald
wurde er wieder begnadigt. Als Napoleon feine Truppen über die
Pyrenäen marschieren ließ, geriet ganz Spanien in Bewegung. Es
verbreitete sich das Gerücht, König Karl wolle nach Amerika aus¬
wandern und Napoleon den spanischen Thron besetzen. Das Volk
stürmte (1808) den Palast des Friedensfürsten, der mit genauer
Not das Leben rettete, und der König entsagte dem Thron zu Gunsten
Ferdinands. Napoleon hielt mit der Anerkennung des Thronwechsels
zurück, schickte Murat mit Truppen nach der spanischen Hauptstadt
und lockte das Königspaar, den Friedensfürsten und Ferdinand nach
Bayonne. Hier bewog er den König zur Zurücknahme der Thron-