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3. Und weiter geht er die Straße entlang;
eine Träne hängt ihm an bleicher Wang'.
Da tut seine Schwester ihr Fenster ans,
und er winkt mit dem herzlichsten Gruß hinauf.
Doch sieh', auch die Schwester erkennt ihn nicht;
zu sehr hat die Sonn' ihm verbrannt das Gesicht.
4. Und weiter geht er die Straße entlang,
benetzt von Tränen die bleiche Wang'.
Da wankt von der Kirche sein Mütterchen her.
„Gott grüß' Euch!" so spricht er und sonst nichts mehr.
Doch siehe, das Mütterchen schluchzet vor Lust:
„Mein Sohn!" und sinkt an des Burschen Brust.
Wie sehr auch die Sonne sein Antlitz verbrannt,
das Mutterherz hat ihn gleich erkannt. 3. N. Vogl.
38. Das Kirchenjahr.
Das Kirchenjahr wird nicht wie das bürgerliche in Monate,
sondern in Festkreise eingeteilt. Es beginnt mit dem ersten Ad¬
ventssonntage und besteht aus dem Weihnachtssestkreise, dem
Osterfestkreise und dem Pfingstfestkreise.
Jeder Festkreis wird durch eine Vorfeier eingeleitet und
schließt mit einer Nachfeier. Im Mittelpunkte liegt das Haupt¬
fest. Dieses dehnt sich über eine ganze Woche aus, die man Oktave
nennt. Jedes der drei Hauptseste ist umgeben von einem Kreise
anderer Feste zu Ehren des Herrn, der allerseligsten Jungfrau,
der Engel und der Heiligen.
Den Mittelpunkt des Kirchenjahres bildet das Osterfest.
Nach ihm richten sich die meisten Feste. Unter diesen Festtagen
gibt es solche, deren Heiligung für die ganze Christenheit oder auch
nur für ein Bistum vorgeschrieben ist. Man nennt sie gebotene
Festtage. Andere Feste werden nur an einzelnen Orten feierlich
begangen, wie das Patronatsfest. Die Kirche aber feiert fast
jeden Tag des Jahres das Gedächtnis eines oder mehrerer Hei¬
ligen. Dadurch lenkt sie unsere Blicke täglich auf das Leben, die
Taten und Kämpfe dieser Auserwählten Gottes und ermuntert
uns, ihrem Beispiele zu folgen.
Unter den Festen des Kirchenjahres gibt es solche, die jedes
Jahr auf denselben Tag im Monate fallen, wie Weihnachten und
Allerheiligen; sie werden unbewegliche Feste genannt. Andere