barern, Strapazen mit Ausbauet zu ertragen, wer feine
Keuschheit am längsten bewahrt, erntet bas höchste Lob;
benn sie förbert ihrer Ziteinung nach bas Wachstum unb
stählt Kräfte unb Muskeln. 3tn Alter unter 20 Jahren
mit einem weibe Umgang gehabt zu haben, gilt mit für
bie größte Schanbe. 3n bezug auf bie geschlechtlichen Dinge
ist es auch ganz unmöglich, irgenb etwas geheimzuhalten,
weil bie Germanen ohne Unterschieb ber Geschlechter in
Zlüssen baben unb als Kleibungsstücfe nur Zelle ober kleine
wilbschuren benutzen, bie einen großen Teil bes Körpers
unbebeeft lassen 1).
Um ben Ackerbau kümmern sie sich nicht besonbers,
unb zum größten Teil besteht ihre Nahrung in Milch,
Käse unb Zleisch. Unb niemanb hat ein bestimmt ab=
gegrenztes ZTTaß an Acker ober eigene Zelbfluren. viel¬
mehr verteilen bie Behörben unb bie Ersten auf je ein Jahr
an bie einzelnen Geschlechtsverbänbe unb Sippschaften ber
Mannen, bie sich zum Zwecke gemeinsamen Ackerbaues
zusammentun, bas Lanb ganz willkürlich nach Umfang
unb Lage unb zwingen sie im folgenben Jahre, anbets-
wohin überzusiebeln. §ür biese Maßnahme wissen sie ver¬
schobene Grünbe anzuführen: z. B. sollen bie Leute nicht
solche $reube an bem Lebert als Ansässige firtbert, baß sie
etwa ben Ackerbau bem Kriege vorziehen; sie sollen ferner
nicht auf ben Erwerb eines ausgebehnten (Brunbbesitzes
ausgehen, bamit bann nicht bie Schwächeren von ben
Mächtigeren aus ihren Besitzungen vertrieben werben.
Auch sollen sie nicht mit zu großer Sorgfalt zum Schutze
gegen bie Kälte bes winters unb bie Hitze bes Sommers
bauen. Desgleichen soll nirgenbs Gelbgier, bie Ursache
von Parteiungen unb Streitigkeiten, entstehen; vielmehr
soll bei ber großen Menge butch zufriebene Stimmung
Kühe unb (Drbnung aufrecht erhalten werben, wenn jebet
einzelne sieht, baß ihm auch ber Mächtigste an Mitteln2)
nicht überlegen ist.
$ür bie einzelnen Stämme besteht ber größte Ruhm
*) vgl. Sacitus S. 41.
’) Das heißt an (Erträgnissen aus ber Bebauung bes Ackers.
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