gut, Edelobst jedoch gar nicht. Vieh gibt es viel, doch ist
es zumeist unansehnlich,- sogar dem Rindvieh fehlt das statt¬
liche Aussehen und der ihm sonst eigentümliche stolze Stirn¬
schmuck. Zahlreiche Herden sind der Germanen Wonne
und ihr einziger, liebster Besitz. Gold und Silber nämlich
haben ihnen die Götter — soll ich sagen, aus Gnade oder
Ungnade? — nicht zuteil werden lassen; und doch möchte
ich nicht behaupten, es gebe in Deutschland überhaupt keine
Gold- oder Silberader; wer hat denn nachgeforscht? Besitz
und Gebrauch dieser Metalle reizt die Deutschen nicht
sonderlich. Man kann beobachten, daß bei ihnen silberne
Gefäße, die ihre Gesandten und Fürsten geschenkt bekommen
haben, nicht höher geachtet werden als tönerne. ID ernt
auch unsere Grenznachbarn am Rhein und an der Donau
infolge der Handelsbeziehungen Gold und Silber zu schätzen
wissen und bestimmte römische Münzen als echt gelten
lassen und aus anderen herausfinden, so beschränken sich
doch die Leute weiter drin im Lande auf den einfacheren
und altertümlicheren Tauschhandel. Gern nehmen jene
das alte und längstbekannte Geld, die Serraten1) und
Bigaten1). Sie ziehen das Silber dem Golde vor, keines-
x) Denarius hieß die römische hauptmünze in Silber. Ihren
Namen hatte sie davon, datz ihr der wert von 10 in Kupfer aus¬
gemünzten Assen zukam. Silbermünzen wurden in Rom seit 269
oder 268 v. Chr. im Tempel der Juno Moneta unter Aussicht
einer besonderen Dreimännerbehörde (tresviri aere argento auro
flando feriundo) geprägt. Das älteste Prägezeichen war auf der
Vorderseite der nach rechts blickende Kopf der Göttin Koma mit
dem Wertzeichen X unterhalb des Helmes im Nacken, auf der
Rückseite das nach rechts sprengende Dioskurenpaar mit eingelegten
Lanzen und wehenden Mänteln, auf dem Haupte den spitzen
Schifferhut und darüber den Stern des Morgens und des Abends.
Als Unterschrift ist in oblonger Umrahmung ROMA zu lesen.
Statt der Dioskuren erscheint frühzeitig Diana, später die Viktoria,
beide auf einem Zweigespann (biga); daher die Bezeichnung
bigati. Die Serraten sind Denare mit ausgezacktem Rand. Diese
Art war schon in der ältesten Prägeperiode vorhanden, häufiger
seit 104 v. (Ihr. (Dhne zur Regel zu werden, hat sich dieser
Brauch bis gegen das Ende der Republik gehalten. Der republika¬
nische Denar hatte ursprünglich ein Gewicht von 4,58 g und einen tDert
von 82 pfg. Seit der Lex Flaminia des I. 217 v. Chr., durch die
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