fullscreen: Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen

58 37. Eine Kaffee-.und Zuckerplantage auf Kuba. 
die ganze Pflanzung wohl achtmal durch gepflückt. Die Beeren 
werden nun auf großen Tennen unter freiem Himmel einen Monat 
lang getrocknet, dann in einer Stoße oder von einem schweren 
hölzernen Rade gequetscht und die so abgehülsten Bohnen in 
einer Fegemühle vollends von der Schale gereinigt. Dann werden 
sie von Negerinnen an langen Tischen Bohne für Bohne sortiert, 
eine langwierige Arbeit, und endlich zum Verkauf zentnerweise 
in Säcke von Aloebast geschüttet, was nicht zu lange verschoben 
werden darf, damit die Bohnen nicht die Farbe verlieren. Die 
erste und zweite Sorte sind wenig verschieden; die dritte aber 
enthält den Ausschuß, verkrüppelte und mißfarbige Bohnen. 
Das Zuckerrohr gedeiht auf jedem Boden und bedarf 
der Nässe durchaus nicht; man steckt wurzellose Stecklinge in 
die Erde, welche schon im nächsten Jahre geschnitten werden 
können; dann läßt man den Nachwuchs wieder aufschießen 
und es dauert diese ergiebige Gewinnung bis zu 20 Jahren auf 
gutem Boden. Die einzige Arbeit ist das Jäten, drei- bis vier¬ 
mal im Jahr, und das Schneiden vom Dezember bis zum Mai; 
während letzterer Zeit ist die Zuckerpresse Tag und Nacht im 
Gang um die Rohre zu verarbeiten, die jedoch vier bis fünf 
Tage im Notfall liegen dürfen, ehe der Saft verdirbt. Die Presse, 
aus drei senkrecht stehenden Walzen bestehend, wird durch 
acht Ochsen getrieben, die alle vier Stunden wechseln um erst 
am nächsten Tage wieder zu arbeiten. Andere benutzen Wasser¬ 
kraft oder Dampfmaschinen und dann liegen die Walzen, was 
wohl zweckmäßiger ist, wagerecht. Bei dem Reichtum an Vieh¬ 
weide sind indes die Ochsenmühlen in vieler Hinsicht vorzu¬ 
ziehen. Die Rohre werden von den Negern zwischen die Walzen 
gesteckt, eine Verrichtung, die manchen Unvorsichtigen ein 
Fingerglied gekostet hat. Die saftlosen Stengel werden zum 
Viehfutter und zum Brennen benutzt, während der Zuckersaft, 
noch roh und schmutzig, zum Siedehause abfließt. Hier geht 
er nun in Zeit von fünf Stunden bis zur völligen Reinigung 
durch vier Kessel; dabei wird er fortwährend abgeschäumt, 
welches Geschäft jahrelange Übung erfordern soll. Durch eine 
ebenso einfache als sinnreiche Vorrichtung fließt aller Abschaum 
in einen fünften Kessel, von dem aus er dann zu dem übrigen 
Sirup geschüttet wird. Der gereinigte Zuckersaft aber wird in 
tönerne Formen von der Gestalt der Zuckerhüte gefüllt, wo er 
sich verdichtet; ist dies geschehen, so wird die obere Fläche mit
	        
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