110
Dritte Periode des Mittelalters.
heuere Menge zum bewaffneten Zuge nach dem gelobten Lande aufge¬
fordert, allen Theilnehmern Vergebung ihrer Sünden und die ewige
Seligkeit verheißen und alle Anwesenden mit Begeisterung und heiligem
Eifer erfüllt hatte, ging durch die Versammlung eine allgemeine Be¬
wegung, und es erscholl der tausendstimmige Ruf: Gott will es! Da¬
rauf forderte Urban die Menge auf, sich mit dem Zeichen des heiligen
Kreuzes zu schmücken. Zuerst kniete Bischof Adhemar von Puy und
bat um das heilige Zeichen. Auch die Ritter und die übrigen Teil¬
nehmer hefteten ein rothes Kreuz auf die rechte Schulter zum Zeichen,
daß sie bereit seien, das Kreuz Christi auf sich zu nehmen und ihm
nachzufolgen. Alle, welche der Versammlung beigewohnt hatten, ver-
Der erste breiteten gleiche Begeisterung in der Heimat. Jedermann gewahrte
triebe- Zeichen am Himmel, feurige Heerstraßen, glühende Schwerter, kämpfende
Massen. Ritter und Streiter, feurige Kreuze und heilige Feuer.
Peter von Schon im Frühjahre 1096 zog Peter von Amiens mit zahl-
Waltbe^von re^en Scharen meist entlaufener Leibeignen davon. Nur 8 Ritter
Pexejo und gesellten sich zu ihnen, namentlich Walther von Pexejo und sein gleich-
^Habenichts" uamiger Neffe, welchen man seiner Dürftigkeit wegen Walther von
richten nichts Habenichts nannte. Zerlumpt und ausgehungert langten sie in Con-
auS' stantinopel an, setzten nach Kleinasien über, erlagen aber der türkischen
liebermacht. Nur wenige entrannen dem Schwerte der Ungläubigen.
Noch zwei andere zügellose Hausen, der eine unter Anführung des
Priesters Gottschalk, der andere unter Leitung Wilhelms des Zim¬
mermanns, waren ausgezogen, hatten sich aber durch ihre Aus¬
schweifungen und Räubereien, insbesondere durch die an Juden allent¬
halben verübten Gräuelthaten verhaßt gemacht und Constantinopel
nicht erreicht.
Gottfried von Im August brach Gottfried von Bouillon, Herzog von Nieder¬
lothringen, durch Frömmigkeit, Biederkeit und echten Rittersinn ausge¬
zeichnet, mit einem stattlichen Heere auf und langte, begleitet von feinen
Brüdern Balduin und Eustachius, im November in Constantinopel an.
Die Fürsten, welche mit Gottfried das Kreuz genommen hatten, Herzog
Robert von der Normandie, der älteste Sohn Wilhelms des Eroberers,
Herzog Hugo von Vermandois, der Bruder des französischen Königs
Philipp, Graf Robert von Flandern, Graf Raimund von Toulouse,
Herzog Bohemund von Tarent und sein Schwestersohn Tankred waren
“mitTidcn ^um auf anderen Wegen in Constantinopel zum Kreuzheere ge-
edlen Rittern stoßen. Der griechische Kaiser Alexius forderte von ihnen den Lehnseid,
-endenKreuz ^blchen sie nach langem Weigern endlich höchst ungern leisteten, und
1 zug io96.’ entließ sie dann nach Kleinasien. Bei einer Musterung vor Nicäa