Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

Aus der deutschen Vorzeit. 
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und sich an die Seiten des Saales aufzustellen, damit die fallenden 
Balken fie nicht erschlügen. Nur 600 überlebten den Brand. Jetzt 
gebot Etzel seinem Vasallen Rüdiger den Kampf mit den Burgunden 
zu bestehen; vergeblich bot dieser, um den Burgunden die Treue nicht 
zu verletzen, dem Könige all sein Gut an, er mußte mit seinen Mannen 
eindringen. Die Burgunder erschracken. Rüdiger und alle seine Leute 
erlagen, und großes Wehklagen erhob sich in Etzels Hofburg, als man 
Rüdigers Leiche heraustrug. Von den Burgunden blieben zuletzt nur 
Günther und Hagen. Jetzt trat Dietrich von Bern in den Saal, ge¬ 
folgt von Hildebrand. Hagen antwortete trotzig auf Dietrichs Klagen 
und Vorwürfe und wies höhnisch die Aufforderung zur Ergebung zurück. 
Doch verwundete ihn Dietrich, umschloß ihn mit den Armen und führte 
ihn zu Chriemhilden, welche ihn binden und einkerkern ließ. Gleiches 
Loos traf den König Günther. Chriemhilde begab sich hierauf zu Hagen 
und forderte von ihm den Hort der Nibelungen. Hagen erklärte, er 
werde nicht verrathen, wo der Schatz sei, so lange noch einer seiner 
Herren lebe. Darauf ließ Chriemhilde ihrem Bruder Günther den 
Kopf abschlagen und brachte ihn selber zu Hagen. Dieser aber war 
froh und sagte: „Nun weiß kein Mensch auf Erden, wo der Hort ist, 
als ich — und ich werde es nie verrathen." Zornig riß Chriemhilde 
das Schwert Siegfrieds, welches Hagen geraubt hatte, aus der Scheide 
und schlug den Urheber alles Leides nieder. Diese unweibliche That 
brachte den alten Hildebrand in Wuth, und er schlug der Königin das 
Haupt ab. 
Dietrich und Etzel klagten laut über das blutige Ende des Festes 
und den Tod so vieler tapferer Helden. 
Ich enkan iu niht bescheiden waz sider da geschah: 
Wan riter unde vrouwen weinen man da sach, 
Dar zuo die edelen knechte ir lieben Munde tot. 
Hie hat daz maer ein ende: ditze ist der Nibelungen not. 
3. 
Die andere große deutsche Heldensage, deren Hauptinhalt wir hier Gudrun 
mittheilen wollen, ist die Gudrun. König Hettel von Dänemark lebte 
glücklich und in Freuden mit der schönen Hilde von Irland. Sie 
bekamen zwei Kinder, den jungen Ortwin, welchen der riesenhafte Wate Um die schöne 
erzog, und Gudrun, die schönste und lieblichste aller Jungfrauen. Kaum Gudrun wer- 
war das schöne Kind herangewachsen, so warben edle Helden um ihre Ritter. 
Hand. Zuerst erschien Siegfried von Morelant und ward abgewiesen. 
Ihm folgte Hartmuth von der Normandie, dem der eigne Vater ab-
	        
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