Full text: Geschichte der neueren Zeit (Theil 3)

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Zweite Periode der neueren Geschichte. 
Störte zu den glänzendsten in Europa. Dies trug nicht wenig dazu 
bei, Künste und Wissenschaften, besonders Baukunst und Malerei zu 
leben. Aus der andern Seite gab freilich der bei Hose übliche Auf¬ 
wand und die zuweilen mißbrauchte Freigebigkeit des Königs Ver¬ 
anlassung, den Bürger- und Bauernstand mit größeren Abgaben zu 
belasten. Beim Tode des Königs war die Staatskasse und das durch 
dte Pest zum Theil entvölkerte Land im Zustande großer Erschöpfung 
2. Friedrichs II, Jugendjahre. 
Ä. , Mdrich Wilhelm 1. (1718-1740) war in Allem das Gegen- 
1712-1740. *9«! feines Vaters; er haßte alle Pracht und Verschwendung und übte 
von Jugend auf eine ihm von Natur eigene Sparsamkeit. Unverhohlen 
äußerte er seinen Unwillen über die ungeheuere Verschwendung am Hose 
seines ^Vaters und verkaufte, als er den Thron bestiegen hatte, die kost¬ 
baren Juwelen und Gerätschaften, um die Schulden bezahlen zu können. 
^ r Luxus ward verbannt, das Hofpersonal beschränkt und die Lebens¬ 
weise der königlichen Familie ganz bürgerlich eingerichtet. Kleidung und 
Hausgeräth waren höchst einfach, und die Königin mußte sich mit ihren 
Töchtern häuslichen Arbeiten unterziehen. Für Wissenschaft und Kunst 
hatte der König wenig Sinn, desto mehr für die Jagd und das Heer. 
Sem Stolz und feine größte Freude war feine Leibgarde, die aus lauter 
riesengroßen Leuten bestand. Weder Geld noch List noch Gewalt wurden 
gespart, wenn es galt einen Soldaten zu gewinnen, welcher zu seiner 
Riesengarde paßte, und wollte ihm ein fremder Fürst eine Ueberrafchung 
n 6emten' fo tauchte er ihm nur einen „recht langen Kerl" zu schenken, 
wird zu . 1712 roarb Friedrich Wilhelm, welcher mit der hannoverschen 
Berlin 1712 Prinzessin Sophia Dorothea vermählt war, ein Sohn geboren der 
9 0re" nachmalige Friedrich der Große. Ein ungeheuerer Jubel herrschte in 
Berlin, und der König selbst, damals noch Friedrich I., war außer sich 
vor Freude. Sobald der Prinz 7 Jahre alt war (die Erzieherin seiner 
ersten Kinderjahre war Frau von Rocoulle, eine französische Emigrantin, 
durch welche Friedrich eine besondere Vorliebe für die französische Sprache 
erhielt), übertrug der Vater die Erziehung seines Sohnes dem Grafen von 
Finkenstein und dem Obersten von Kalkstein und gab denselben eine 
ausführliche Instruction, wie der Kronprinz unterrichtet und erzogen 
werden solle. Als Hauptpunkt stellte er die christliche Frömmigkeit 
voran, Ehrfurcht, Hochachtung und Gehorsam gegen seine Eltern sollten 
dem Prinzen frühzeitig eingeprägt, auf strenge Sittlichkeit gedrungen,
	        
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