Full text: Geschichte des Mittelalters (Teil 2)

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Zweite Periode des Mittelalters. 
beide Könige besuchten sich, schlossen Frieden und tauschten zum 
Zeichen der Eintracht beim Abschied gleich den homerischen Helden 
ihre Waffen und Rüstungen. Als aber Edmund kurz nachher er¬ 
mordet wurde, nahm Kanut das ganze Land in Besitz. 
Kanut der Große mar im Alter von 18 Jahren seinem Vater 
in der Regierung gefolgt. Er vereinigte jetzt Dänemark, Eng¬ 
land und Schottland unter seinem Zepter; dazu erwarb er 
von dem deutschen Reiche die Mark Schleswig (§. 20, 1) und 
nach Vertreibung seines Halbbruders Olaf des Heiligen (1028) auch 
Norwegen. Er war ein frommer, kluger und thatkräftiger 
Fürst, bescheiden und Schmeicheleien abhold. Einst rühmten die 
Höflinge seine Größe und versicherten, ihm sei alles unterthänig, 
alles seines Winkes gewärtig. Da setzte sich Kanut an den Meeres¬ 
strand, und als die Ebbe zu Ende ging, hub er an: „Die Welt 
ist mein, darum gebiete ich dir, o Meer, daß du zurücktrittst 
und meine Füße nicht netzest." Als nun das ungehorsame Meer 
höher stieg und Kanuts Füße berührte, erhob er sich mit den Worten: 
„Niemand ist groß, als der, welchem Erde, Wind und Meer unter¬ 
thänig sind!" 
In den eroberten Ländern erwarb er sich die Gunst und An¬ 
hänglichkeit der Edeln, indem er die wichtigsten Provinzen unter sie 
teilte; ungehorsame Große verwies er des Landes und zog die Schen¬ 
kungen wieder ein. Die Verfassung tastete er nicht an und behandelte 
Engländer und Dänen nach gleichen Gesetzen. Der Geistlichkeit bewies 
er Ergebenheit und ließ darauf achten, daß ihr der Zehnte regelmäßig 
entrichtet wurde. Er verdrängte die letzten Reste des Heidentums aus 
seinem Reiche, legte Bistümer an und bedachte Kirchen und Klöster reich¬ 
lich. Im 15. Jahre seiner Regierung pilgerte er nach Rom und begründete 
daselbst für dänische und englische Pilger ein Hospiz. Er lernte dort 
den Kaiser Konrad II. kennen (§. 20, 1) und vermählte seine Tochter 
Kunehil de (§. 23, 6) mit dessen Sohn Heinrich III. Unter Kanut dem 
Großen erholte sich England von den schweren Kriegszeiten, welche es 
erlebt hatte. Als er 1035 starb, übernahmen seine beiden Söhne die 
Regierung seines großen Reiches; aber sie folgten nicht der von ihm 
vorgezeichneten Bahn, sondern bedrückten das Land. Beide starben 
frühzeitig und ohne Nachkommen. Nach ihnen kam in England 
der angelsächsische Königsstamm wieder zur Herrschaft, in¬ 
dem Ethelreds jüngster Sohn Eduard III. der Bekenner 
(1041 —1066) aus der Normandie zurückkehrte und den Thron 
bestieg.
	        
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