Full text: Geschichte des Mittelalters (Teil 2)

§. 21, 4. Die Normannen in Unterhalten. 
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Wilhelm von Hauteville zum Oberhaupt, welcher sich Graf 
v o n A p u l i e n nannte. Nachdem er durch Meuchelmord gefallen war, 
trat sein Bruder Drogo an seine Stelle und empfing von Kaiser 
Heinrich III., dessen Oberhoheit er anerkannte, 1047 die Herzogs¬ 
würde. Bei Fortsetzung der Eroberungen gerieten die Normannen 
mit Papst Leo IX. in Streit, der von ihnen (1052) besiegt und ge¬ 
fangen genommen, dann aber großmütig wieder freigelassen wurde. 
Robert Guiscard (Schlaukopf) (1059 —1085), der sechste von 
Tankreds Söhnen, wurde Drogos Nachfolger und zeichnete sich durch Klug¬ 
heit und Kühnheit aus. Er eroberte ganz Kalabrien, löste dann das Ver¬ 
hältnis des Landes zu dem deutschen Kaiser und trat zur päpstlichen Partei 
über. Papst Nikolaus II., welcher ihn wegen seiner Gewaltthätigkeit kurz 
vorher noch mit dem Banne belegt hatte, bestätigte jetzt den Besitz der 
neuen Eroberung und ernannte ihn zum Herzog von Apulien und 
Kalabrien (§. 20, 4), wofür sich Robert dadurch dankbar erzeigte, 
daß er sich dem römischen Stuhle zu einem jährlichen Tribute ver¬ 
pflichtete. Diese freundschaftlichen Beziehungen wurden für den Papst 
um 'so wichtiger, weil er zur Sicherstellung des neu gegründeten 
Kardinalkollegiums (1059) und zum Schutze gegen die Übermacht des 
deutschen Kaisers eines tüchtigen Vasallen bedurfte. Robert dehnte 
feine Herrschaft allmählich über ganz Unteritalien aus. Er entriß 
in Gemeinschaft mit seinem jüngsten Bruder Roger den Sarazenen 
die Insel Sizilien und legte dadurch den Grund zu der königlichen 
Würde, zu der ein Nachkomme der Familie Hauteville 1130 aufstieg. 
Roberts Ansehen wuchs von Tag zu Tag. Selbst der griechische Kaiser 
bemühte sich um seine Freundschaft; er erbat sich Roberts Tochter für 
feinen Sohn zur Gemahlin, und die Ehe wurde geschlossen. Als nun 
Roberts Schwiegersohn von Alexius Comnenus (1081) des oströmischen 
Thrones beraubt wurde, schickteRobert seinen natürlichen Sohn 33 oemund 
zur Eroberung nach Korfu und besiegte selbst ein sechsmal stärkeres 
Heer der Griechen bei Dur azzo. Schon drang der gewaltige Mann 
nach Saloniki vor, um Konstantinopel zu belagern, da erreichte ihn 
die Kunde von dem Aufruhr in Rom, der Not des Papstes und den 
Siegen Heinrichs IV. 1083. Nachdem er den Befehl an Botzmund 
abgetreten hatte, eilte er nach Italien, nötigte den Kaiser zum Rückzug 
und befreite den Papst. Rom aber wurde von den Normannen hart 
gezüchtigt. Von hier kehrte Robert nach Griechenland zurück, um 
nach Konstantinopel vorzudringen, als ihn der Tod auf der Insel 
Kephalonia 1085 plötzlich abrief. Roberts Sohn Roger erhielt die 
väterliche Krone; Boemund erhielt Tarent und einige andere Orte.
	        
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