§. 2. Göttersagen und Götterverehrung der Germanen. 13
bürg an der Diemel den Namen; ebenso erinnern Ziesburg im Weimar-
schen, Duisburg, Dinslaken rc. an denselben. Der Gott des Friedens, des
belebenden Sonnenlichtes und der Fruchtbarkeit hieß Freyr oder
Fro; ihm war der Eber geheiligt; der Gott des Lichtes und der
Wahrheit war Baldur, der Gott des Lugs und der Falschheit hieß
Loki; Freia war die Göttin der Liebe und Schwester Freyrs. Drei
Schicksalsgöttinnen, die Nornen, lenkten als Gegenwart, Vergangen¬
heit und Zukunft das Zeitliche und Vergängliche. Eine bedeutende
Stelle unter den altdeutschen Gottheiten nahmen auch Sonne und
Mond ein, nach welchen nicht nur die beiden ersten Tage der Woche,
sondern auch mehrere Orte benannt waren.
Außer den Göttern und Göttinnen verehrten die Germanen
noch Helden und weise Frauen als Halbgötter. Sie feierten in
Liedern den erdgeborenen Gott Tuisko und feinen Sohn Mannus
und viele Frauen, die den Menschen Glück und Unglück vorherzusagen
die Gabe besaßen und sich unter verschiedenen Namen als Alrunen,
Fe en rc. in Wäldern, an Flüssen, Seen, Quellen und auf Bergen
aufhielten. Untergeordneter Art war eine Klasse von übermenschlichen
Wesen, welche man Wichte, Elbe, Zwerge, Kobolde, Nixen
oder Hausgeister nannte. Noch jetzt glaubt das Volk an dergleichen
Wesen und erzählt vom Treiben derselben in Thälern und auf Höhen.
Den schlauen, flinken Zwergen gegenüber standen dumme, unbeholfene
Riefen; man nannte sie Heunen oder Hünen. Ihr Andenken ist
in Sagen und Dichtungen noch erhalten.
Die Götterdämmerung. Von den Schicksalsmächten war be¬
stimmt, daß die ganze Welt mit ihren Göttern, Helden und Menschen
untergehen sollte. Die Äsen wußten, daß der Anstoß dazu von den
verhaßten Riesen ausgehen werde. Der arglistigste Riefe war Loki.
Dieser hatte drei Ungeheuer zu Kindern: den Fenriwolf, die Mid-
gardfchlange und die bleiche Hel. Der Fenriwolf (Wolf der Ver¬
nichtung) wurde daher in Fesseln geschlagen, die Midgardschlange ins
Meer geworfen, wo sie die ganze Erde umschlang, und Hel in die
Unterwelt geschleudert. Trotzdem träumte der Liebling der Götter,
der Lichtgott Baldur, von Gefahr für sein Leben. Freia nahm
deshalb alle Wesen des Landes, der Luft und des Wassers in Eid,
ihm kein Leid zuzufügen, überging aber die unscheinbare Mistel. Dies
nahm Loki wahr. Er schnitt aus der Mistel einen Pfeil, verlängerte
ihn zu einem Speer und begab sich damit in die Versammlung der
Götter. Hier ergötzte man sich damit, daß man Speere auf
Baldur schleuderte, die zur Freude der Götter vor dem Lichtgotte