Full text: Geschichte des Mittelalters (Teil 2)

§. 10. Vandalen und Ostgoten. Belisar und Narses. 51 
und wurde auf dem Zuge nach Karthago von den katholischen Römern, 
die unter dem Drucke der arianischen Vandalen standen, mit Jubel als 
Befreier begrüßt. Den kecken Gelimer, welcher den König Hilderich 
unmittelbar nach Belisars Landung hatte hinrichten lassen, besiegte er in 
zwei Schlachten, sodaß er schon nach drei Monaten die Eroberung 
des Vandalenreiches nach Konstantinopel melden sonnte.) Gelimer 
hatte sich auf einem Berge verschanzt; er vermochte sich aber nicht lange 
zu halten und schickte, wie erzählt wird, einen Boten an Belisar mit der 
Bitte um ein Stücklein Brot, damit er feinen Hunger stillen, um 
einen Schwamm, damit er seine rotgeweinten Augen netzen, und um 
eine Laute, damit er das Lied seines Jammers zu ihren Klängen 
singen könne. Der Hunger zwang ihn zur Übergabe. Nachdem Be¬ 
lisar das Vandalenreich 534 in eine Provinz des griechischen Kaiser¬ 
reiches verwandelt hatte, kehrte er von Karthago nach Konstantinopel 
zurück und feierte einen glänzenden Triumph. In großem, festlichem 
Zuge ging er von feinem Hause zur Rennbahn bescheiden zu Fuß; 
ihn begleiteten Gelimer in goldenen Ketten, die vornehmsten Van¬ 
dalen und eine große Schar Diener, welche die erbeuteten Kostbar¬ 
keiten nachtrugen. Juftinian schenkte Gelimer das Leben und wies 
ihm Güter in Galatien an, das Vandalenvolk aber fand unter den 
Bewohnern des nördlichen Afrika feinen Untergang. 
Die leichte Eroberung des Vandalenreichs veranlaßte Juftinian 
nach dem Tode Amalafuntas, feine Hand auch nach dem Dstgoten- 
reiche auszustrecken. Belisar übernahm abermals den Oberbefehl, 
eroberte 535 Sizilien und zog von hier aus nach Unteritalien, wo 
er willig aufgenommen wurde, da die meisten Katholiken den gotischen 
Arianern feindlich gesinnt waren. Er eroberte Rom und hielt sich 
gegen eine dreißigfache Übermacht, die der gotische König Vitiges, 
der Nachfolger des ermordeten Theodat, heranführte, bis neue 
Truppen von Konstantinopel erschienen. Die Goten übertrugen 
nun Belisar die Krone Italiens; er nahm sie scheinbar an und 
machte sich zum Herrn von ganz Italien, blieb aber feinem 
Kaiser treu. Doch dieser lohnte ihn mit Undank und rief ihn ab. 
Ohne Murren kehrte Belisar mit dem gefangenen Vitiges und dem 
reichen Schatze Theodorichs heim und legte denselben seinem kaiserlichen 
Gebieter ehrfurchtsvoll zu Füßen. Aber nochmals mußte Belisar 
gegen die aufständischen Goten, welche den jungen Totilas zum 
König erhoben hatten, nach Italien ziehen; allein da ihm aus Mi߬ 
trauen und Eifersucht die nötigen Hilfsmittel versagt wurden, so 
bat er um seine Entlassung. Er kehrte zurück, schlug zehn Jahre 
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