Full text: Geschichte des Mittelalters (Teil 2)

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Erste Periode des Mittelalters. 
später die eingefallenen Bulgaren und rettete dadurch seinen Kaiser 
und die Hauptstadt, um neuen Undank zu erfahren. Man beschuldigte 
ihn der Teilnahme an einer Verschwörung und beraubte ihn 563 
seiner Würde und seiner Freiheit. Zwar überzeugte sich Justinian 
von Belisars Unschuld und schenkte ihm nach sechsmonatlicher Haft 
die Freiheit, setzte ihn auch in seine Würden wieder ein; aber der 
Schmerz über diese Verkennung brach dem greisen Feldherrn das 
Herz. Er starb 565, und Justinian zog unter dem Vorwande, daß 
er keine Erben hinterlassen habe, sein Vermögen an sich. 
Spätere Berichte schmücken die Schicksale Belisars dichterisch aus. 
Belisar habe aus dem Gefängnis einen Beutel herabgelassen und die 
Vorübergehenden um eine milde Gabe angesprochen. Dieses Märchen 
hat noch ein anderes hervorgerufen. Belisar sei auf Justinians Be¬ 
fehl geblendet worden und habe, von einem Knaben geleitet, in den 
Straßen Konstantinopels sein Brot erbetteln müssen. 
Nach Belisars Abberufung erhielt Narses, ein gewandter Höf¬ 
ling und ein Held wie Belisar, die Führung des Krieges. Er stet 
552 in Oberitalien ein und besiegte die Goten an den Apenninpässen 
bei Tagina, wo König Totilas mit seinen Tapfern den Helden¬ 
tod starb. Darauf folgte er den übrigen Ostgoten, die jetzt den kühnen 
Tejas zu ihrem König erwählten, an den laktarischen Berg 
südlich von Neapel. Hier schnitt er ihnen die Zufuhren vom Meere 
aus ab und drängte zum furchtbaren Entscheidungskampf. Die kleine 
Schar der Goten kämpfte mit Löwenmut, allen voran der tapfere 
Tejas, bis ihn beim Schildwechsel eine feindliche Lanze tödlich traf. 
Nach dreitägigem, heldenmütigem Ringen, bei welchem der größte 
Teil der Goten fiel, schickten die letzten, etwa noch 1000 Männer, 
Gesandte an Narses und erklärten, sie sähen jetzt ein, daß Gott 
ihnen das Land Italien nicht zum Eigentum beschert habe; darum 
wollten sie abziehen und freies Geleit erbitten. Narses gewährte 
ihnen dieses, und sie zogen über die Alpen zurück, wo sie verschwanden. 
So wurde nach 20jährigem Kriege dem Ostgotenreiche 555 ein Ende 
gemacht. Italien wurde unter dem Namen Exarchat eine Provinz 
des griechischen Reiches und Narses Statthalter; er nahm fernen Sch 
in Ravenna. 4^ . r 
Auch Narses fiel, wie sein großer Vorgänger, m Konstantmopet 
in Ungnade und wurde, als ihn die Römer verklagten, abberufen. 
Die herrschsüchtige Kaiserin Sophie, die Gemahlin Justins II., 
schickte dem Besieger der Goten der Sage nach Rocken und Spindel 
und lud ihn ein, er möge nun heim kommen und tu den Stuben
	        
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