Metadata: Handbuch für den Geschichtsunterricht in preußischen Volksschulen

226 Siebenter Abschnitt. Vom großen Kurfürsten bis zu Friedrich dem Großen. 
den Abzeichen der königlichen Würde geschmückt war, empfing das Herrscher¬ 
paar unter einem Thronhimmel die Huldigungen aller Anwesenden. Darauf 
begab der Zug sich in die SHloßkirche. Der Weg dahin war mit rotem 
Tuch belegt. Zu beiden Seiten des Weges standen Soldaten zu Pserde 
und zu Fuß. Der König und die Königin gingen unter prächtigen, von 
Edelleuten getragenen Thronhimmeln. Die Majestäten wurden von zwei 
hohen Geistlichen an der Kirchenthür mit einem Segensspruche empfangen 
und begaben sich dann auf die Throne, die zu beiden Seiten des Altars für 
sie errichtet waren. Der Text der Predigt, die nun gehalten wurde, war 
/ 1. Samuelis 2,30: „Wer mich ehret, den will ich wieder ehren." 
Nach Predigt und Gesang wurde die feierliche Salbung an dem Herrscher¬ 
paar vollzogen. Als dieselbe von dem Geistlichen ausgeführt wurde, sprach er: 
„Gott salbe unsern König mit seinem heiligen Geiste." Als die heilige Hand¬ 
lung vollendet war, rief alles Volk: „Amen, Amen! Glück zu dem Könige! 
Glück zu der Königin! Gott verleihe ihnen langes Leben!" Die Glocken läuteten, 
die Soldaten feuerten die Gewehre ab, und die Kanonen aus den Wällen 
donnerten, f Das Tuch vom Kirchwege wurde dem Volk überlassen. Münzen 
mit dem Bildnisse des Königs und der Königin wurden ausgeworfen. Da 
wurde manchem das Bücken nicht schwer. Das Ergötzlichste aber war der 
I große Ochse, der ans einem Platze vor dem Schlosse gebraten wurde, und 
i daneben zwei kunstreich gearbeitete Adler, die unablässig Wein. sprudelten. Die 
* Stadtarmen erhielten ein Geschenk von 1000 Thalern; auch sollte eine wohl¬ 
thätige, bleibende Stiftung die Erinnerung an diesen Tag der Freude und 
der göttlichen Hilfe fortpflanzen: der König stiftete das königliche Waisenhaus 
zu Königsberg und stattete es reich aus. Der König betrachtet dieses Werk 
als eine That des Dankes gegen Gott und spricht in der Stiftungsurkunde: 
„Wir, Friedrich, von Gottes Gnaden König in Preußen, bekennen hiermit 
vor Uns, Unfern Erben und Nachkommen und wollen bezeugen die schuldige 
Erkenntnis des Vielsachen Segens, womit der grundgütige Gott Uns bis zu 
dieser Zeit so gnädig angesehen und absonderlich an dem heutigen Tage Uns 
zu der königlichen Würde erhoben hat. In Betrachtung der Uns obliegenden 
Pflicht, der Waisen Uns anzunehmen und denselben in ihrem Elende beizu¬ 
stehen, haben wir Uns entschlossen, in Königsberg, Unseres Königreichs Preußen 
hiesigen Residenzstadt, ein Waisenhaus aufzurichten, darin Gott dem Herrn 
und König aller Könige zu Ehren und Dienst 24 Waisen erhalten und ver¬ 
pflegt, ingleichen zur Erkenntnis Gottes und seines heiligen Wortes und anderer 
christlichen Tugenden angeführt werden mögen." 
Dieses Waisenhaus, in dem später die Zahl der aufzunehmenden Waisen 
sehr vergrößert worden ist, besteht noch heute, und die Genossen desselben 
feiern unter Teilnahme hoher Gönner alljährlich mit dem Stiftungstag zugleich 
den Krönungstag als schönes Doppelfest, des königlichen Stifters eingedenk 
und des göttlichen Segens. 
(Nach dem „Preußischen Kinderfreund von Preuß und Vetter.") 
d) Die Bedeutung der Krönung für das Land. 
Die Erhebung Preußens zu einem Königreich war eine große That. 
Der ganze Staat erhielt nun einen gemeinsamen Namen: das Königreich
	        
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