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Griechische Geschichte.
stechen ließ. Mit Worten, die aus dem innersten Herzen kamen
und an Feuer und Kraft alles übertrafen, was bis dahin gehört
worden war, forderte der vaterländisch gesinnte Demosthenes zu
opfermutigem Eintreten für die griechische Sache auf. Sein
Verdienst war es, daß man sich wirklich allmählich aufraffte.
Demosthenes stammte aus einer wohlhabenden Familie. Sein
Vater war Besitzer einer Waffenfabrik. Nach dessen frühem Tode
brachten ihn jedoch pflichtvergessene Vormünder um den größten
Teil des Erbes. Da stieg in ihm der Wunsch auf, einst ein
tüchtiger Redner zu werden, um jene zur Verurteilung zu bringen.
Aber er war kränklich und schüchtern, seine Stimme war schwach;
er konnte nicht einmal den Buchstaben r deutlich aussprechen. Um
so größer war jedoch seine Willenskraft und sein Fleiß. Nach
unsäglichen Mühen gelangte er zum Ziel. Er wurde der größte
Redner des Altertums.
4. Der Untergang der griechischen Freiheit. Philipp betrieb
mit Eifer die Eroberung der Chalcidice. Von Demosthenes'
flammenden Reden hingerissen, sandten die Athener der Stadt
Olynth nach einander drei Heere. Es fiel aber durch Verrat und
wurde zerstört (348). Athen ließ sich in einen wenig ehrenvollen
Frieden ein (346), worauf Philipp in Mittelgriechenland eindrang
und die Phocier entwaffnete und bestrafte. Im Jahre 339 brach er
von neuem durch die Thermopylen ein und bekriegte die Lokrer,
die ebenfalls Tempelland des delphischen Gottes bebaut hatten.
Als er dann eine Stadt, welche die Heerstraße nach Böotien be¬
herrschte, besetzte, ging ein großer Schrecken durch das Land.
Demosthenes rief die Athener und Thebaner zum Kampfe für
die Freiheit auf. Beide Städte schlossen ein Bündnis und rüsteten
ein Heer gegen den Macedonierkönig. Nach anfänglichen Vor¬
teilen wurde dies jedoch in der entscheidenden Schlacht von Chäronsa
(in Böotien) besiegt (338). Philipp behandelte die Athener rück¬
sichtsvoll. Aber die nationale Unabhängigkeit war ver¬
loren. Die Griechen mußten sich auf der Versammlung zu Korinth
die Herstellung der innern Ordnung nach seinem Gutdünken ge¬
fallen lassen und ihn als Bundesfeldherrn in dem Kriege,
den er mit ihnen zusammen gegen Persien führen wollte, an¬
erkennen. Schon war der Vortrab nach Kleinasien vorausgeschickt,