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Bonifacius, Apostel der Deutschen.
Adler, d. h. ihre Feldzeichen, werden genommen. Varus, als er alles
verloren sieht, stürzt sich in sein Schwert! Nur wenige des stolzen
Heeres erreichen die sichere Feste.
3. Die gefangenen Römer hatten ein trauriges Los. An ihnen
kühlten die erbitterten Sieger nach heidnischer Weise ihren Rachedüurst.
Die vornehmsten Hauptleute verbluleten an den Altären der Götter.
Mancher angesehene Romer mußte als leibeigener Hausknecht oder Vieh—
hüter eines deutschen Bauern seine übrige Sebenszeit in den deutschen
Wäldern hinbringen. Als Kaiser Augustus die Nachricht von der
furchtbaren Niederlage erhielt, zerriß er sein Gewand und rief in über—
großem Schmerze aus: Varus, Varus, gieb mir meine Legionen wieder!
Dem kühnen Befreier Deutschlands, Hermann, ist auf dem Wald—
gebirge, welches man für den Schauplatz des Sieges hält, unweit der
Stadt Detmold ein Denkmal errichtet worden. Es ist eine von hohen
Säulen getragene Halle, auf welcher Hermann mit gezogenem Schwerte
steht. Das Denkmal hat eine Höhe von fast 50 Metern und ist daher
weithin sichtbar. (Abbildung siehe auf Seite 104
2. Das deutsehe Volk empfüngt ehristliche Bildung.
I. Bonifacius, Apostel der Deutschen. (GGest. 755.)
1. Sehon vor Bonifacius waren viele Missionare 2u unseren heid-
nischen Vorfahren gekommen. Ihr Mutterland war meistenteils Irland.
In der Sehweiz, am Rhein, an der Donau, am Main und in
Thüuringen hatten sie Klöster gebaut. Ihre Klöster waren Sitze des
Friedens, der Arbeit, der Gelehrsamkeit, Zufsuehtsstätten der Armen, der
Kranken, der Bedrängten und der Bekehrten. Rings um die Rlöster,
welehe häusig tief in Vildnissen lagen, bauten ihre Einwohner das Land
im Sehweibe ihres Angesiehts unter harten Kämpfen mit Bären und
Wõlfen und räuberischen Mensehen. die standen unter strenger Zueht,
und ihre Nahrung war die allerdürftigste. An die meisten dieser Klöster
sind hernach Kirchen angebaut worden; in der Nähe vieler sind Städte
und Dörfer entstanden.
2. Uehr aber als die andern Boten hat der Engländer Wänfried
(d. h. Kampffried, einer der Frieden schasft duren Kampf) für die Be-
kehrung der Deutschen gethan. Deshalb wird er der Apostel der
Deutsehen genannt. Bei seiner Bischofsweihe wurde er vom Papste mit
dem Ehrennamen Bonifacius (d. h. Wohblthäter) ausgezeichnet. Denn
ein Wohlthäter ist er gewesen für seine Zeit in geistlichen und leibliehen
Dingen. Er zog in den versehiedenen Gauen Deutseblands umber und kam
bis zu dem Volke der Prĩes en an der Nordsee. Endlieh fabte er bei den
Naohbarn seines geliebten Sachsenvollkes, bei den Thuringern, festen Vub.
Sein Werk nahm guten Portgang; der Papst weihte ihn zum
Bischof. Bonisacius gelobte, alle Heiden, die er bekehren werde, zur
Treue gegen den Papst, als ihr Oberhaupt, 2u verpflichten. Nachdem in