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Mitteleuropa.
mit Benutzung der Wasserkräfte: Baumwollenweberei und Stickerei im
O.; Seidenweberei zu Zürich und Basel; Uhren und Schmuck zu Genf
und im Iura-, Strohflechterei, Holzschnitzerei. — Durchgangshandel, ans-
gedehntes Eisenbahnnetz; die Gotthardbahn, deren Verlauf und Hauptstationen im
Gebiet der Tell-Sage und des ersten Freiheitsbundes im 14. Jahrh. die Fig. 93
S. 231 zeigt, verbindet die Rheinlinie mit dem Mittelmeere; viele Zahnradbahnen;
so auf den Rigi, Pilatus, das Brienzer Rothorn (2350 m) und ins Schneegebiet der
Jungfrau (f. S. 189), wegen des Fremdenznstusses blühender Gasthofsbetrieb.
Ausfuhr: Seiden- und Baumwollwaren, Uhren. Käse. Über 890/9 ge-
werbliche Erzeugnisse. — Einfuhr: Seide, Getreide und Mehl, Eisen,
Tiere, Woll-, Baumwoll- und Eisenwaren, Kolonialwaren.
Geschichte. Durch Julius Cäsar wurden die Kelten Helvetieus unterworfen.
Die Völkerwanderung gab dem Lande germanische (allemannische und bur¬
gundische) Bevölkerung, die unter Karl d. Gr. zum Franken-, später zum
Deutscheu Reiche gehörte. Anlaß zur Abtrennung boten Zwistigkeiten des Hauses
Habsburg mit den Waldstätten Schwyz, Uri und Unterwalven, sie veranlaßten die
Stiftung des ..Ewigen Bundes" (1291), der sich, stetig wachsend, in glücklichen
Kämpfen gegen die habsburgifche Fürstenmacht wie gegen Burgund und andere
Feinde nicht bloß behauptete, sondern auch ausdehnte und endlich durch den West-
fälifchen Frieden sein rechtliches Ausscheiden ans dem deutschen Reichsverbande
erlangte. Erweitert wurde der Bund dann wiever im 19. Jahrh., so daß er jetzt
22 Kantone zählt. Da aber Unterwalven, Appenzell und Basel in je zwei selb-
ständige Gebiete getrennt sind, so enthält die Schweiz 25 besondere Republiken'.
Der größte Kanton ist Graubünden, der kleinste Zug.
Bevölkerung. Deutschsprechende, 70%,, fast im ganzen Rhein¬
gebiete, sowie im oberen Rhöuethale; französisch gesprochen wird ocm
22%, im W. und S.W.; im Kanton Tessin herrscht das Italienische
(7 %), rätische Bevölkerung mit romanischer Sprache nur noch 0,4 % in
Graubünden. Deutsch geht zurück, Italienisch nimmt am meisten zu.
59% sind protestantisch. 300 000 Ausländer.
Die 18 deutschen Kantone.
Im Rheingebiete und in einem kleinen Teile des Rhönegebietes.
A. Die 7 Binnen-Kantone um den Vierwaldstätter See herum, der ihr Ver-
kehrsmittel ist uud sie auch politisch frühzeitig aufeinander anwies: Uuterwaldeu,
2 getrennte Gebiete, Ob dem Wald^ und Nid dem Wald, s.w. vom See;
Uri, s. des Sees, das Laud der Gotthardbahn; s.ö.: Glarus; n.ö.: Schwyz,
Zug; n.w.: Luzern. Sie sind bis auf Glarus fast ganz katholisch.
Lnzern, in wnnderlieblicher Lage am Austritte der Reuß aus dem Vierwald-
stätter See; Eingangstor zu den Herrlichkeiten der Urschweiz. Starker Fremden-
besuch. — Im Kanton Schwyz der Rigi (1899 m).
B. Die 11 Grenz-Kantone: St. Gallen, Appenzell (2 Gebiete: ^Jnner-
Rhoden und Anßer-Rhoden), Thurgau, Schaffhauseu, auf der r. Seite des
Rheins, fast ganz von Baden umgeben, Zürich, Aargau, Basel (2 Gebiete:
Baselstadt uud Basellaud), Solothuru, Bern, der bevölkertste Kanton. Sie
umgeben die Binnen-Kantone in einem Halbkreise. Ganz oder überwiegend
protestantisch bis auf Solothurn, St. Gallen und Appenzell-Jnner-Rhoden.
1 Kriegsstärke des Bundesheeres (Auszug und Landwehr) 238000 M.; stehende
Truppen 1500 M.
2 „Wald" für die Bergwälder der ö. Berner Alpen.