Die Menschenwelt.
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§ 51. Nach der Religion, d. i. dem Verhältnis zu Gott, gibt es
Monotheisten, d. h. Anbeter eines Gottes, und Polytheisteu, d. h.
Anbeter mehrerer Götter, die Heiden.
Zu den Monotheisten gehören:
1. Christen, etwa 555 Mill., und zwar: Römisch-Katholische, Griechisch-
Katholische, Orthodoxe, Protestanten (Lutherische, Reformierte); dazu zahl-
reiche Selten.
2. Juden, gegen 9 Mill., davon 7 Mill. in Europa.
3. Mohammedaner, etwa 220 Mill. (Sunniten, Schiiten, Wahabiten).
Unter den Heiden, die aus 740 Mill. geschätzt werden, hat die größte Ver-
breitung der Brahmanismus mit 230 Mill. in Vorder-Jndien, mit 170 Mill.
der Buddhismus (auf Ceylon, in Hinter-Indien. Japan, China» und..mit
240 Mill. der Taoismus und die Lehre des Kong Fn Tse in China. Uber-
Fetischismus s. S. 93, Schamanismus S. 130.
§ 52. Alle bis jetzt bekannten Sprachen ^ gliedern sich in drei Klassen:
a) In den einsilbigen sind alle Wurzeln einsilbig und nicht flexionsfähig,
und die Beziehung der Worte wird nicht durch Laute, sondern lediglich durch ihre
gegenseitige Stellung und wenige Partikeln ausgedrückt. Zu ihnen gehört das
Chinesische, welches das Gedächtnis mit einer ungeheuren Anzahl von Wurzel-
gruppen und etwa 80 000 Schriftzeichen belastet; doch genügen 4000 zur Ver-
ständignng iu Handelssachen.
b) Die zusammenfügenden (agglutinierenden) Sprachen fügen die Be-
ziehuug eiues Wortes diesem hinten oder vorn an, oder verleiben sie seiner Mitte
ein (die finnischen Sprachen, das Ungarische und das Baskische).
c) Die vollkommensten Sprachen. die flektierenden, drücken die Beziehung
eiues Wortes durch Flexion (Deklination und Konjugation) ans; sie werden von
den meisten Völkern Europas geredet. Je läuger ein Volk in der Geschichte und
im großen Verkehre tätig ist, desto ärmer wird seine Sprache an Flexionsformen,
so das Englische. Als Muttersprache reden chinesisch annähernd 330 Mill., eng-
lisch 116, russisch 95, deutsch 80, französisch 52, spanisch 51, italienisch 34 Mill.
§ 53. Verbreitung des Menschen über die Erde. Dem Ziele, die
Erde zu erobern, ist die Menschheit im letzten Jahrhundert raschereu
Schrittes näher gekommen als je zuvor, denn noch nie sind in so kurzer
Zeit so große und bis dahin spärlich oder gar nicht bewohnte Räume
erschlossen und dichter besetzt worden (Union, Argentinien). Zugleich hat
die Bevölkerung der alten Kulturländer die Schätze des Bodens und die
Vorteile ihrer geographischen Lage in immer mehr steigendem Maße aus-
genutzt und ist dementsprechend schneller gewachsen, so auf dem Gebiete
des heutigen Deutschen Reiches seit der Mitte des 19. Jahrh. um 60%,
im Königreich Sachsen um 100%, in der Union aber um 230%2.
Jene Eroberung der Erde mußte unter mannigfachen Kämpfen der Besiedler
untereinander, mit wilden Tieren, dem Klima und vor allem dem Bodeu vor sich
gehen; dafür übte dann dieser auf feiue Bebauer eine langsame, aber um so sichrere
Gegenwirkung aus, die sich bis auf Körpergestalt und Gesichtszüge erstreckt (z. B.
in der Union) und die Gewohnheiten der Völker oft gründlich umgestaltet. Der
1 Gegen 300, die Mundarten mitgerechnet an 3000.
2 Um 1850 zählten die britischen Inseln 27^ Mill., die Niederlande 3y4, Belgien
472, der Boden des D. R. 35, das Königreich Sachsen 2,i, die Union 23 Mill. Bewohner.