Nilgebiet.
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4600 m übersteigen und ewigen Schnee tragen; daneben Sandstein-Tafelberge
mit äußerst steilen Abhängen, Amben genannt, die bei kriegerischen Ver-
Wicklungen als natürliche Festungen dienen lBild 18).
Klima. Die tropischen Regengüsse des Frühjahrs füllen den durch sie „Trüben"
Fluß, der hier den herrlichen, inselreichen, von heißen Quellen umgebenen Tana-
See durchfließt, und weiter n. den Ätbara mit dem fruchtbaren Schlamme, der
die Ernten Ägyptens ermöglicht. Merkwürdig ist das Alpenland ferner dadurch,
daß es staffelförmig übereinanderlagernde Äärmegürtel von der Glnthitze der
Küstenländer des Roten Meeres bis zum ewigen Schnee der Hochgipfel aufweist.
So ist anch die Pflanzenwelt auf deu verschiedenen Höhenstufen sehr mannigfaltig,
aufsteigend von der üppigsten Fülle tropischer Gewächse bis zn den Moosen und
Flechten hart an der Grenze des Schnees. — Ebenfalls reich vertreten ist die Tier-
Welt in sämtlichen dem Erdteil eigentümlichen Formen (f. S. 98). Steinkohlenlager.
Bevölkerung. Die eigentlichen Abessini er, von vorherrschend brauner
Hautfarbe, sind hamitische Ureingeborene, die sich mit mancherlei fremdem,
namentlich aber mit arabischem Blute gekreuzt haben. Seit dem Anfange des
4. Jahrhunderts bekennen sie sich zun: Christentum, doch wirkt dieses über-
wiegend nur durch Formendienst. Ackerbau und Viehzucht bilden die Haupt-
beschäftignng. — Das kriegerische Mischvolk der Galla, im S., ist Habesch
unterworfen.
Das eigentliche Habesch ist ein Teil des großen, selbständigen Kaiserreichs Abesst-
nien. Hst. Addis-Abeba, 2750 m hoch. Das glühend heiße Dreieck nordostwärts
nach dem Roten Meere hin bildet die italienische Kolonie Eritreas mit der Hafenstadt
Massäua. In der Nähe der Straße Bab el-Mandeb Niederlassungen der Eng-
länder und der Franzosen, die den Freihafen Dschibuti in wenigen Iahren zu
einem Ausgangstore dieser Länder gestaltet haben.
C. Nil-Sudan^ und Nubieu.
Das große Steppengebiet zu beiden Seiten des Klaren Flusses, Sennar im
O. und Kordofau nebst Dar For im W., steht, wie das n. davon gelegene
Nubieu, seit 1898 im n. Teile wieder unter der ägyptisch britischen Herrschaft,
die auch in den durch Klima, durch Pflanzen- und Tierfülle anlockenden Nil-
Sudan eingedrungen ist und sich desBahr el-Ghasäl-Gebietes bemächtigt hat.
Nubieu, das Stufenland des mittleren Nils, der sich hier in gewaltigem,
8-förmigem Bogen und mit sechs großen Stromschnellen Bahn bricht, ist größten-
teils glnthaucheude Wüste; nur das Tal des Nils ist fruchtbar uud mit gro߬
artigen Tempetresw^bsdeckt — —
Omdnrmän, am Zusammenflusse des Klaren und des Trüben Flnsses, gegen-
über dem wiederauflebeudeu Chartüm, eiuem der heißesten Orte der Erde, der
vor dem Aufstande des Mahd: em wichtiger Handelsplatz war. Bis hierher führt
die Eisenbahn von Wadi Halsa, s. von Assuän, mit einer Abzweigung nach
Snakin, einem Hafen am Roten Meere. — Wichtiger noch als diese ist die Zweig-
lnne nach Port Sudan, dem von den Briten jüngst geschaffenen Hafen, der seinem
Namen Ehre machen wird.
1 Oder Erythräa, d. i. Rotes Land, benannt nach dem Roten Meere, das bis-
wellen au weite Strecken hin durch blutrote Aufgußtierchen gefärbt erscheint.
2 D. i. „Land der Schwarzen".
v. Seydlitz, Geographie. Ausg. B. Oehlmann. 11