Full text: Kleines Lehrbuch (Ausg. B)

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Verkehrskunde. 
IV. Die wichtigsten Seefahrtslinien. 
Da etwa 71% der Erdoberfläche vom Meere bedeckt sind und der Weg durch 
das Innere Südamerikas, Afrikas und 5 von Asien bisher noch dem Schnell- 
verkehre verschlossen ist, so muß dessen Dienst für die meisten Strecken von den 
Dampfern übernommen werden. Regelmäßig befahrene Linien durchkreuzen 
die Meere zwischen dem Nördlichen Polarkreise und dem 56? 3. Denn bis hier¬ 
hin sich vorzuschieben werden sie wegen der Ausdehnung Südamerikas nach S. 
genötigt, da bisher die Enge Mittelamerikas noch nicht durchschnitten ist. Wegen 
der großen Einrichtnngs- und Betriebskosten können solche Linien nur von 
kapitalkräftigen Reederei- oder Dampfschiffsgesellschaften unterhalten 
werden; in manchen Ländern (namentlich in Frankreich) empfangen diese staat- 
liche Beihilfen (Subventionen). Oft bezeichnet man ihre Schiffe als „Post-" oder 
„Paket-Dampfer"; denn neben der Beförderung von Reisenden ist der Brief- 
und Paket-Poftdienst ihre nächste Aufgabe. Im folgenden sind die wichtigsten 
Gesellschaften und Linien dieses dichten Verkehrsnetzes genannt, dessen einzelne 
Fäden vielfach wechseln, dessen Schiffe an Geschwindigkeit — bis gegen 24 Knoten 
oder Seemeilen zu 1852 m in der Stunde — miteinander wetteifern. Über 
27 Knoten bewältigen neuerdings die englischen Turbinendampfer. 
a) Von Europa nach Amerika. 
Die Verbindung zwischen dem Festlaude von Westeuropa uud Amerika, besonders 
der Union, besorgen in Betriebsgemeiuschast miteinander vor allem die Hambnrg- 
Amerika-Linie (H.A., oft „Hapag" genannt) und der Norddeutsche Lloyds 
(N. L.) in Bremen, die größten Reedereien der Erde, zusammen mit 1,7 Mill. t 
Ranmgehalt. Allwöckentlich je ein Dampfer von Bremerhaven und Cuxhaven nach 
New Hork und zurück^ in 7—12 Tagen, Schnelldampfer in 6—8, mit Anlaufen von 
Sonthampton oder Plymouth oder Cberbourg. Außerdem viele Linien der H. A. 
besonders nach Süd-, des N. L. nach Nordamerika. Unter einem gewissen Einflüsse 
beider Reedereien stehen auch 
Hamburger Kosmos' H.-Antwerpen über London-Montevideo-Eallao und 
andere Küstenplätze Südamerikas 60, bis San Francisco 109 Tage- und 
Hamburger Südamerikanische Dampfschiffahrts-Gesellschaft: H.- 
Liffabon-Madeira-brasilifche Plätze bis Santos und Buenos Aires. I. Klasse 600 jt. 
Von den Britischen Inseln gehen 15 Linien nach Nord-, 7 nach Südamerika 
und erreichen das jenseitige Gestade wegen ihrer westlicheren Ausgangspunkte (meist 
Liverpool) um 1, von Queenstowu (Irland) aus um 1^—2 Tage eher als die deut- 
schen Linien. Die am meisten benutzten sind die Ennard-, Leyland-, Red- uud 
White-Star-, Allan-, Anchor-, Aspinwall (Colön)-Linie uud die Royal 
Mail Company. 1901 sind durch den Amerikaner Morgan mehrere amerikanische 
und englische Linien zum sog. Schiffahrtstrust vereinigt worden, zu dem auch die 
großen deutschen Linien in Beziehung stehen. — Die französischen Dampfer gehen 
von Le Havre, St. Nazaire (bei Nantes), Bordeaux und Marseille zumeist nach 
Mittel- und Südamerika. Die bedeutendsten Linien betreibt W Compagnie Gene¬ 
rale Transatlantique (C. G. T.). — In bescheidenerem Maße find die, Nieder¬ 
lande, Belgien, Norwegen, Portugal, Spanien, Italien und Osterreich 
an diesem Ozeanverkehre beteiligt. 
d) Die Linien von Amerika westwärts, 
sowie die Küstenlinien von der Union aus an den Gestaden des ö. und des w. 
Ozeans entlang werden überwiegend von amerikanischen und englischen Reedereien 
1 „Lloyds [Icub'S] Kaffeehaus" bildete ehemals in London eine Seemaunsbörse. 
Daraus hat sich eine Seeversicherungsgesellschaft New Lloyd's entwickelt. 
2 Fahrpreise: I. Klasse etwa 240-750, II. 210-320, III. 139-200 Jl.
	        
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