Kamerun. D.-S-W.-Afrika.
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Die Volkszahl war bisher nur für ein küstennahes Gebiet, das nicht viel
größer ist als Ost- mit Westpreußen, mit einiger Sicherheit zu berechnen, und
zwar auf etwa y2 Mill. 1901 waren vorhanden 548 Europäer, darunter
456 Deutsche, die Schutz- nebst der Polizei-Truppe zählte 1205 M., meistens
Haüssa. Der S. ist besetzt von den Bantu-Negern S.-Afrikas.
An der Küste wohnen die „Zwischenhändler-Stämme", die sich des gewinn¬
bringenden Durchgangshandels aus dem Binnenlande bemächtigt hatten und nur mit
Gewalt zur Freigebung des Handels gebracht werden konnten. Am bekanntesten unter
ihnen sind geworden die Duala an der Wuri-Mündung, die einen Beweis ihrer Be¬
gabung geliefert haben durch die Erfindung der „Trommelsprache", niittels deren sie sich
auf große Entfernung hin verständigen können. Ihre jetzt verschwundenen „Kings" waren
nur Häuptlinge ziemlich volkreicher Dörfer (Bell, Akwa usw.). — Die Stämme des
Hochlandes sind stärker an Kopfzahl, selbstbewußter und oft kriegslustig, so die Fan
an der Südgrenze, die Baünde am oberen Nyong und die von Morgen und Zintgraff
erkundeten, nach der Küste drängenden Bali an der N.W.-Grenze. — Im Urwalde hausen
Zwergstämme.
Der N. gehört den unternehmungslustigeren und höher entwickelten Sudan-
Negern, den Haüssa und den mit ihnen gemischten Fulbe, die sich von
Adamaua her über die schwächeren, oft ihre Wohngebiete wechselnden Bantu
schieben und größere Staaten mit ansehnlichen Städten (so Tibati und
Ngambe) gründen. Mit den Fulbe ist der Islam, dem die heidnischen
Negervölker so leicht verfallen, schon bis an den 4. Parallel vorgedrungen.
Ortschaften. Gegründet wurde das Schutzgebiet 1884 durch Nachtigal, der gleich
darauf dem mörderischen Klima erlag und in der früheren Hst. Kamerün, am Wuri,
begraben liegt. Mehrere Faktoreien der Küste gehören dem Hamburger Hause Wo er¬
mann; der Aufenthalt ist für die Weißen nicht mehr ganz so ungesund, seitdem sie auf
dem Festlande luftigere Wohnungen angelegt haben. Die Hamburger Afrikanische Dampf-
schiffahrts-Aktien-Gesellschaft betreibt die „Woermann-Linie", deren Dampfer Hamburg über
Togo in etwa 23 Tagen erreichen. — An der Felsenküste des Götterberges der Hafen
Victoria, verbunden durch eine Schmalspurbahn mit der Hst. B nca, 900 in hoch und
gesünder auf dem Kam.-Berge gelegen; am schönen, kleinen Elefantensee Johann
Albrechts-Höhe (früher Barombi-Station). — Die am weitesten nach O. und zugleich
nach S. gelegene ist die Ngoko-Station, unter 15° 0 am gleichn. Flusse, im S.W. die
Campo-St., die nördlichste, unter 6° bl hart am Knicke der W.-Grenze, Nssakpe,
mit der endlich ein Stützpunkt für das Vordringen nach dem Tsad gewonnen ist. — Be¬
zirkshauptort für den Süden ist Kribi, bei Groß-Batangn, wie Victoria für den
Norden.
3. Aeutsch-Siidivest-Afrika.
(835000 qkm, 200000 E.j
' Lage und Grenzen. Deutsch ist die 1400 km lange Küstenstrecke votl
ny/’ bis 283/4° an der atlantischen Küste Süd-Afrikas, ausgenommen die
britische Walfisch-Bai, unter dem 23. Parallel, und die britischen Küsten-
Jnselchen. Im S. begleitet die Grenze den Oranje-, im N. zum Teil den
Kunene-Fluß, im O. folgt sie erst dem 20., dann, ostwärts ausbiegend, dem
21. Meridian und dringt mit einem schmalen Streifen bis an den Sambesi,
der aber hier nicht schiffbar ist, und über den 25. Meridian vor. Angren¬
zende Gebiete sind im N. die portugiesische Kolonie Angola, im S. die
britische Kap-Kolonie, im O. Britisch-Betschuana-Land mit der (nur im W.
deutschen) Kalahari-Steppe.