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zu Ende gehe. Weinend knieten die Prinzen am Sterbebette; da 
schickte sie der Vater hinaus, damit sie die geliebte Mutter nicht 
sterben sahen. Bald verschied sie, und schluchzend drückte ihr der 
König die Augen zu, „seines Lebens Sterne, die ihm auf dunkler 
Bahn so treu geschienen". Nun traten die Söhne ein und legten 
einen Kranz auf ihr Bett. Der Jammer des Volkes war groß. 
Im Grabtempel zu Charlottenburg liegt die Unvergeßliche be¬ 
graben. („Der Königin Luise Krankheit und Tod". Hirts Leseb. 
S. 231.) 
Wie Preußen neu ersteht. 
1) Die Kriegsschuld wird abgezahlt: Friedrich 
Wilhelm III. berief den Freiherrn von Stein als Leiter des Staates, 
und dieser derbe, finstere Mann hat das Vaterland gerettet. 
Seine erste Sorge war, die Kriegsschuld abzuzahlen; darum 
mußte überall gespart werden. Die königliche Familie ging hierin 
mit dem besten Beispiele voran. Sie verkaufte die Gold- und 
Silbergeräte und aß aus irdenem Geschirr. Auf den Tisch kamen 
nur einfache, billige Speisen, und die einfachsten Kleider wurden 
getragen. 
2) Der Bauer wird frei: Die Bauern waren ihren 
Gutsherren erbuntertänig: Sie durften nicht in fremde Dienste 
gehen, und ihre Kinder durften sich ohne Erlaubnis des Guts¬ 
herrn nicht verheiraten. Die Äcker gehörten dem Gutsherrn; für 
ihre Benutzung mußte der Bauer die Felder des Gutsherrn be¬ 
stellen und Abgaben zahlen. Diese Erbuntertänigkeit hob Stein 
aus, und für eine bestimmte Summe Geldes mußten die Guts¬ 
besitzer ihre Äcker den Bauern abtreten. So gab es von 1810 
ab in Preußen nur freie Bauern, die gern für Thron und Reich 
stritten. 
3) Die Gewerbefreiheit tritt ein: Bisher 
durften nur die Söhne von Handwerkern ein Handwerk erlernen, 
ebenso nur Adlige Offiziere werden und Güter erwerben. Auch 
die Bürger in den Städten sollten keine Grundstücke kaufen. 
Diese Bestimmungen schaffte Stein ab: Jetzt konnte jeder tüchtige 
Mann ein Handwerk erlernen, jeder Bauer ein adliges Gut 
kaufen und auch der Adlige Handel und Gewerbe treiben. 
4) Eine neue Städteordnung wird ge¬ 
schaffen: Bislang wurden die Städte vom Staate verwaltet, 
der ihnen ausgediente Offiziere als Bürgermeister schickte. Die 
Krähn. Pommern. 1 1
	        
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