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53. Ernst Moritz Arndt.
4. Dann Klang von allen Thürmen
und Klang aus jeder Brust —
und Ruhe nach den Stürmen
und Lieb und Lebenslust!
Es schallt auf allen Wegen
dann frohes Siegsgeschrei;
und wir, ihr wackern Degen,
wir waren auch dabei!
v. Schenkendorf.
53. Ernst Moritz Arndt.
Wer kennt nicht die schönen Lieder: „Was blasen die Trompeten?
Husaren, heraus!“ „Deutsches Herz, verzage nicht!“ „Sind wir ver—
eint zur guten Stunde.“ Sie sind von Ernst Moritz Arndt. Von
seiner Jugend erzählt er selbst Folgendes: „Am Weihnachtstage des
Jahres nach der Erscheinung unseres Herrn Jesu Christi 1769 habe
ich zu Schoritz auf der Insel Rügen das Licht dieser Welt erblickt,
und zwar als ein wohlgeborner, weil ich stark und gesund war, als
ein hochgeborner, weil mein Geburtshaus damals durch eine hohe, statt⸗
liche Treppe und durch Jugendlichkeit und Schönheit ein sehr ritterliches
und hochadeliges Ansehen hatte.
Wie es nun auch um diese Geborenheiten stehen mag, die Wahr—
heit bekennend, muß ich sagen, daß der Stamm, aus welchem ich ent—
sprossen bin, unter anderem niedrigen Menschengesträuche ganz tief
unten an der Erde stund, und daß mein Vater kein vornehmer Mann
war. Er war Verwalter der Schoritzer Güter, die aus einem halben
Dutzend größerer und kleinerer Höfe und einigen Bauerndörfern be—
stunden. Später pachtete mein Vater
für sich ein Gut, und auf diesem
wuchsen wir in ländlicher Stille
auf. Es war ein häßlicher Hof;
indessen waren doch hübsche Wiesen
und Teiche umher nebst zwei sehr
reichen Obstgärten und in den
Feldern Hügel, Büsche, Teiche,
Hünengräber. Es waren glückliche
Jahre für uns, und es war uns
ganz recht, daß wir wegen Mangel
an einer Schule nicht zu frühe auf
den Schulbänken sitzen mußten.
Aber so ganz leer gingen wir doch
nicht aus. Die Eltern hielten den
Herbst und Winter, wo sie am
meisten Muße hatten, Schule mit
uns; schreiben und rechnen lehrte der Vater, und die Mutter hielt
die Leseübungen und machte unsere jungen flatternden Geister durch
Ernst Moritz Arndt.