24
Griechische Geschichte. Erste Periode (bis 500).
b) Wirtschaft und soziale Verhältnisse. Ursprünglich wohnten
die Griechen in Dörfern, trieben Viehzucht und Ackerbau und
kannten kein Privateigentum. Nach dessen Entstehung machte
sich bald eine Ungleichheit des Besitzes bemerkbar. So entstand
einerseits ein großgrundbesitzender, herrschender Adel, der seine
bevorrechtete Stellung bald aus der Abstammung herleitete; ander¬
seits wurden diejenigen, welche sich wirtschaftlich nicht halten
konnten, gezwungen als Pächter oder Tagelöhner in den Dienst
der Besitzenden zu treten; so wurde ein großer Teil der Bauern¬
schaft unfrei oder politisch rechtlos. Umgeben von ihren
Tagelöhnern und leibeigenen Knechten, die ihren Herren oft herz¬
liche Anhänglichkeit bewiesen, führten die Adligen ein Leben
ähnlich demjenigen der Ritter des Mittelalters; im Kriege kämpften
sie zu Roß oder zu Wagen. Jedes Gut erzeugte der Hauptsache
nach alles, was seine Bewohner brauchten, selber (Eigenwirtschaft).
Mehrfache Ursachen wirkten zusammen, daß durch Zu¬
sammenziehen des Hauptteils der Bürgerschaft auf einen Punkt
die Stadt entstand (Sparta, die mauerlose, blieb immer eine
Vereinigung von 4—5 Dörfern). Nun waren die Städter Acker¬
bürger, die draußen ihre Felder hatten.
Allmählich begann das Gewerbe sich zu entwickeln, am
frühesten das der Töpfer und Schmiede; dazu trat in wachsendem
Umfange die Schiffahrt.
Im 7. Jh. nahm, im Zusammenhange mit der Kolonisation,
der Handel einen mächtigen Aufschwung. Neben Rohprodukten
führte man Waren aus, die schon in fabrikmäßiger Weise, und
zwar von Sklaven, für die Ausfuhr angefertigt waren, wie Töpfer¬
waren, Waffen, Schmucksachen, Zeugstoffe, Möbel. Während in
der älteren Zeit reine Naturalwirtschaft mit Tauschhandel ge¬
herrscht und als Wertmesser das Rind gegolten hatte, an dessen
Stelle später Kupfer oder Eisen in Barren getreten war, prägte man
jetzt aus Gold und Silber Münzen. Es begann die Geldwirtschaft.
Unter dieser wirtschaftlichen Umwälzung hatten die kleinen
Leute, die Kleinbauern, Pächter, Tagelöhner, schwer zu leiden.
Sie gerieten in Schulden. Der Zinsfuß war hoch, das Schuld¬
recht streng: der nicht Zahlungsfähige verlor nicht nur seine Habe,
sondern wurde mit seiner Familie in die Knechtschaft verkauft.