— 155 — 
Volkes zu erwerben, verletzte es vielmehr fort und fort durch seinen hoch¬ 
fahrenden Stolz. Auch gelang es ihm nicht, der großen Verwirrung in Böhmen 
Herr zu werden. 
4. Die Schlacht auf dem weisen Berge. Kaiser Ferdinand 
setzte alles daran, seine verlorenen Erbländer wiederzugewinnen. Schon auf 
seiner Rückreise von Frankfurt schloß er mit seinem Jugendfreunde, dem Herzog 
Maximilian von Bayern, ein enges Bündnis, durch welches ihm auch die Hilfe 
der Liga zugesichert wurde. Ein gleiches Bündnis wurde mit dem Könige 
von Spanien, einem nahen Verwandten Ferdinands, geschlossen, durch welches 
Bündnis nicht nur ein spanisches Heer znm Einfall in die Pfalz, sondern auch 
das zur Kriegführung so nötige Geld gewonnen wurde. Schnell rückte nun 
das Heer des Kaisers, verstärkt durch die Truppen der Liga, unter der Führung 
Maximilians und seines streng katholischen Feldherrn Tilly in Böhmen ein. 
Friedrich Y. hatte seine Zeit nicht so gut benutzt. Sorglos überließ er sich 
in rauschenden Festen und Lnstbarkeiten dem Genuß seiner Königswürde. Auch 
versäumte er es, die protestantischen Kriegskräfte rechtzeitig zu sammeln. Und 
so kam es, daß die Union mit der Liga kleinmütig einen Vertrag schloß und 
den Böhmenkönig sich selbst überließ. Die von England erwarteten Hilss- 
trnppen trafen erst sehr spät und in geringer Zahl ein; Brandenburg, dessen 
Kurfürst Georg Wilhelm ein Schwager des Böhmenkönigs war, that gar 
nichts zu dessen Unterstützung, aus Furcht vor dem Kaiser; und der evangelische 
Kurfürst von Sachsen stellte sich offen auf die Seite des Kaisers. 
Ohne Widerstand zu leisten, zog sich Friedrichs Heer bis unter die 
Mauern vou Prag zurück. Hier, aus dem weißen Berge, kam es am 
8. November 1620 zur Entscheidungsschlacht. Obzwar beide Heere an Zahl 
sich gleich waren, so war der Ausgang des Kampfes doch vorauszusehen; denn 
während für den Kaiser pünktlich bezahlte, gut genährte und kampfeslustige 
Soldaten stritten, bestand das böhmische Heer ans Söldnern, welche durch 
vielfache Entbehrungen mißgestimmt und durch große Anstreugungen ermüdet 
waren. An einem Sonntage, um die Mittagszeit, entbrannte der Kamps. 
Friedrich V. war tags vorher nach Prag geeilt, um für die Nacht der Ruhe 
besser pflegen zu können. Während er an reichbesetzter Mittagstafel es sich 
wohl sein ließ, wurden seine Truppen in weniger als einer Stunde geschlagen. 
Ein einziger entschlossener Angriff brachte ihre Schanzen auf dem weißen Berge 
in den Besitz der Feinde. Die Böhmen suchten ihr Heil in wilder Flucht. 
Kaum war der König zu Pferde gestiegen und vor dem Thore Prags an¬ 
gelangt, als ihm zu seinem Entsetzen die flüchtigen Teile feines zersprengten 
Heeres entgegen eilten. Noch war er Zeuge, wie sich einige Befehlshaber den 
flüchtenden Truppen in den Weg warfen und sie aufzuhalten suchten, aber 
vergebens. Niemand hörte sie, alles drängte in wilder Hast über die Moldau-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.