Full text: [Teil 4] (Teil 4 = (Für Obertertia))

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Deutsch-Lothringen bildet den dritten Bezirk des deutschen Reichslandes 
und ist mit dem Elsaß unter gemeinsamer Regierung und einem gemeinsamen 
Statthalter vereinigt. 
Süddeutschland ist ein durch seine Verkehrslage, durch die Fruchtbarkeit 
großer Landstriche und durch die Tüchtigkeit seiner Bewohner vortrefflicher 
Bestandteil des Deutschen Reiches. Hier faßten zuerst die Kultur und das 
Christentum Fuß. Am Rhein entlang lagen bereits zur Römerzeit wichtige Sied- 
1 ungen, die durch eine ostwestliche Straße mit den römischen Donauplätzen 
verbunden waren. Im Mittelalter blühte am Rhein eine große Zahl freier Reichs¬ 
städte, und als die Kämpfe mit den westlichen Nachbarn begannen, mußte gerade 
die Oberrheinische Tiefebene immer wieder mit Blut verteidigt und erkauft 
werden, bis nunmehr der Rhein auch hier „Deutschlands Strom, nicht Deutsch¬ 
lands Grenze“ geworden ist. 
Wichtige Erfindungen sind in den süddeutschen Städten gemacht worden, 
die Buchdruckerkunst wurde in Mainz und Straßburg, die Taschenuhren und 
die Radschlösser wurden in Nürnberg erfunden. Bezüglich des Handels haben 
die süddeutschen Städte lange Zeit eine hervorragende Vermittlerrolle zwischen 
Norddeutschland und dem Auslande inne gehabt. Viel länger als Norddeutschland 
in seiner ganzen Ausdehnung von Deutschen besiedelt, ist Süddeutschland der 
Kern des Deutschen Reiches. 
b) Das Mitteldeutsche Gebirgsland. 
Die Gebirge, aus denen die Mitteldeutsche Gebirgsschwelle sich zusammen¬ 
setzt, sind sehr verschiedenen Alters. Während einige, wie das Schiefergebirge 
und Erzgebirge, der Harz und der Thüringer Wald, als Rest der Mitteldeutschen 
Alpen ein sehr hohes Alter haben und aus kristallinischem Gestein und alten 
Schiefern bestehen, sind andere erst in neuerer Zeit zu Gebirgen geworden und 
im rheinischen Gebiete finden sich sogar Vulkane, die noch in der jetzigen Erd¬ 
periode tätig gewesen sind. 
Die Gebirgsschwelle ist im W. als breite Hochfläche ausgebildet, löst sich 
in der Mitte in einzelne Gebirgszüge auf und nimmt erst auf der Ostseite einen 
eigentlichen Gebirgscharakter an. Durchweg fällt sie nach S. steiler ab als nach 
N. und bildet so eine Schranke zwischen Nord- und Süddeutschland, die aller¬ 
dings mehrere breite Lücken aufweist und von einigen Flüssen durchbrochen 
wird. Daher ist der Zusammenhang zwischen N. und S. an einigen Stellen inniger, 
besonders im W., wo die süddeutschen Staaten über die trennende Mainlinie 
hinüberreichen, und an anderen Stellen vollkommen zerrissen, besonders im 
Gebiete der Sudeten, wo die Staatengrenze auf dem Gebirgskamme verläuft. 
Wenn man ganz Deutschland als die nördliche Abdachung des Alpengebirges 
ansehen kann, so ist doch Norddeutschland bis zu einem gewissen Grade eine 
selbständige Abdachung der Mitteldeutschen Gebirgsschwelle. Von hier kommen 
die meisten das Tiefland bewässernden Ströme, und auch diejenigen Flüsse, die 
den Gebirgskamm durchbrechen, erhalten aus dem Mittelgebirge zahlreiche 
Nebenflüsse. 
Das Klima von Mitteldeutschland ist in den einzelnen Teilen sehr verschieden. 
Einige Gebirge, besonders die Höhen des Schiefergebirges und das Erzgebirge, 
sind wegen ihrer Rauheit verrufen, aber unmittelbar daneben finden sich Täler,
	        
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