Full text: Lehrbuch der Geographie für die mittleren und oberen Klassen höherer Bildungsanstalten sowie zum Selbststudium

§. 28. Die Menschenrassen. 89 
bis 1840), dem Begründer der wissenschaftlichen Ethnographie, ver¬ 
schiedene Nassen des Menschengeschlechts unterschieden. Da aber die 
verschiedenen Körperbildungen sämmtlich in einander übergehen, so muß 
man sich darauf beschränken, einzelne besonders ausgezeichnete Formen 
(sog. extreme Bildungen) herauszuheben. Blnmenbach unterschied fünf 
Rassen, die folgendermaßen charakterisiert werden: 
1) Die kaukasische (besser indoatlantische) Rasse, ausgezeichnet 
durch einen ovalen oder rundlichen Kopf, Dein ein verhältnismäßig 
großes Gehirn entspricht, nicht oder nur müßig vorspringende Backen¬ 
knochen, senkrecht stehende Zähne, ruudes wenig hervortretendes Kinn, 
Gesichtswinkel (s. L. I, §. 28) — 80°—90°, weiches, langes, aus dem 
Braunen ins Blonde und Schwarze übergehendes Haar, dichten Bartwuchs. 
Die Körperfarbe, bei den meisten Völkern weiß, geht Durch Braun (Iudier) 
ins Schwarze über (Nubaneger). Ihre weite Verbreitung werDen wir bei 
den einzelnen Erdtheilen kennen lernen. 
2) Die mongolische (turanische) Rasse wird charakterisiert 
durch hervorspringende Backenknochen, schmale, zurücktretende Stirn, 
plattes Gesicht, eine eckige (cubische) Schädelform, enggeschlitzte Augen 
mit höher liegenDem Außenwinkel, die wenig hervortretende Nase mit 
weiten Nasenlöchern, großen Mund, fast bartloses Kinn, schlichte, straffe, 
meist schwarze Kopfhaare. Die Farbe ist weizengelb und geht bei einigen 
Völkern ins Olivenbraune über. 
3) Die äthiopische (Neger-) Rasse entfernt sich am allerweitesten 
von der kaukasischen Körperform. Ihre Hauptkennzeichen sind: Von den 
Seiten zusammengedrückter Kopf, mit zurückfliehenDer Stirn unD stark 
hervortretenden Kiefern, in welchen Die SchneiDezähne nicht senkrecht gegen 
eincinDer stehen. Der Gesichtswinkel beträgt nur 70°—75°, und der 
Schädel ist durch den stark entwickelten Hinterkopf auffallend lang. Die 
Nase ist breit und platt, der große Mund ist von dicken, wulstigen 
Lippen umgeben, das schwarze, kurze Haar wollig, die Hautfarbe schwarz 
in verschiedenen Nüancieruugen. 
4) Die malayische Rasse, charakterisiert durch braune, in ver¬ 
schiedenen Abstufungen von Gelb in Schwarz übergehende Hautfarbe, 
dichtes, weiches, schwarzes Haupt- und Barthaar, hohe Stirn, hervor¬ 
ragende Kiefern mit wenig aufgeworfenen Lippen, ziemlich große Nase 
mit breiten Flügeln. 
5) Die amerikanische Rasse zeichnet sich aus durch eine im 
Allgemeinen thonfarbige Hautfarbe, Die im Norden mehr ins Kupfer¬ 
rote, im SüDen ins Braune unD Schwärzliche spielt, auf Den Gebirgen 
aber heller zu fein pflegt, schwarzes, langes, straffes Haar, Dichte Braunen, 
kleine, scheinbar schläfrige Augen, große, meistens gebogene unD schars- 
rückige Nase, gewöhnlich sehr zurückweichende Stirn, wobei Die Kunst 
Durch Zusammenpressen Des Schädels in Der Jugend oft nachhilft. 
Pnchard hat später es für nöthig gehalten, noch folgende zwei 
Rassen hinzuzufügen: 
„ 6) DK südafrikanische Rasse, die Hottentotten und Busch¬ 
männer umfassend. Sie hat den Schädelbau, die schiefe Augenlinse*
	        
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