§. 68. Oberflächensorm. 191
syste m von Norden nach Süden. Ans der Syrischen Wüste erhebt sich
vom Euphrat aus eine dürre Hochebene, die im Norden untertheilt zum
Meere abfällt und hier nur einen schmalen Küstensaum läßt, über den
die große Heerstraße von Tarsus nach Syrien und zum Euphrat führt.
Daher hatten hier bei Jssus die alten persischen Könige das Land ab¬
gemauert, und Alexander mußte hier nach Bewältigung Kleinasiens seine
zweite Schlacht schlagen, die ihm Syrien, Mesopotamien und Aegyten
öffnete. Weiter südlich wird die Hochebene durch eine nord-südlich gehende
Spalte, in welcher der Oroutes fließt, in zwei Hälften getheilt, aber
erst in der Gegend von Tripoli (Tarabnlns) erheben sich die beiden
Ränder dieses Thals zu Bergketten, deren westliche, der Libanon, im
Allgemeinen die höchste ist. Er endet bei einer Länge von nur etwa
20 Meilen schon bei Sidon. Sein gegen 6000' hoher Rücken mit
den über 9000' hohen Gipfeln, (Dhor el Chodib im Osten von Tri¬
polis — 9439'; die Pässe steigen bis gegen 5000' an) ist fast das
ganze Jahr hindurch mit Schnee bedeckt, der zahlreiche Gebirgsbäche
ernährt, die, mit Sorgfalt zur Bewässerung verwandt, eine sehr dichte,
äußerst thätige Bevölkerung ernähren. Der ihm parallel laufende An¬
tilibanon ist im Mittel nur 4000' hoch, und ärmer an Wasser und
Wald. Aber im Süden endet er mit dem 8500' hohen Berg Hernton
(Dschebel esch Scheich), voller Wälder und Quellen; daher liier einst die
Sommerresidenzen der jüdischen Könige und die (Sommerfrischen der Römer.
Das Längenthal zwischen diesen beiden Zügen uud ihren niedrigen nörd¬
liche» Fortsetzungen, im Alterthum Coelesyrien genannt, ist in der
Mitte durch einen Querdamm getheilt; in seiner nördlichen Hälfte fließt
der Drontes durch eine einst höchst cultivierte und städtereiche Land¬
schaft, von deren Herrlichkeit noch jetzt die colossalen Tempeltrümmer
von Baalbek (Heliopolis) zeugen; dann wendet er sich durch ein
kurzes Querthal nach Antakieh (Antiochia). In der südlichen Hälfte
fließt der Leon tes, der nach kurzem Laufe bei Tyrus mündet. Der
Libanon mit seinen steilen Höhen war stets die Zuflucht verfolgter
Stämme und Setten. So haben sich hier bis auf den heutigen Tag
Maroniten und Drusen fast in Unabhängigkeit von der Pforte er¬
halten. — Südlich vom Hermen fetzt sich die eben erwähnte Spalte
fort, aber sie schneidet hier viel tiefer in die Oberfläche ein, so daß der
sie durchfließende Jordan bei einer Länge von nur etwa 30 Meilen
ein sehr reißendes Gefälle hat und nicht schiffbar ist. Drei Seen werden
von ihm gebildet: der Merom (322' ü. d. M.) ist ein flacher Sumpf;
der etwas größere, fischreiche See von Genezareth, nur im Westen
und Norden von schmalen Küsten ebenen umgeben, liegt schon 596' unter
der Meeresfläche, das Todte Meer aber, eine gesättigte Salzlake, 24 CM.
groß, sogar 1206' unter dem Niveau des Mittelmeers. Daher die hohe
Fruchtbarkeit dieses von steilen Bergwänden eingeschlossenen Thales,
(Aulon, e 1 Ghör), so weit es vom Jordan bewässert werden konnte.
Vor allen andern Orten war dadurch Jericho berühmt mit seinen
Palmengarten, deren Product für die Phönicier, in deren Lande die
Dattel nicht mehr reift, ein wichtiger Handelsartikel war. Hier residierten