192 Buch VII. Asien.
daher gern die jüdischen Könige, besonders die Herodes. Südlich vom
Todten Meere, dieser unheimlichsten Stelle der gestimmten Erde, setzt
sich die Spalte als Wadi Araba wieder aufsteigend bis zum Busen
von Akaba fort, der ebenfalls in derselben Richtung verläuft. Das
Bergland im Westen der Jordanspalte, Kanaan, d. i. Niederland, ge¬
nannt, im Gegensatz zu den östlichen Erhebungen, welche Aram d. i.
Hochland heißen, bildet drei von einander verschiedene Landschaften.
Galiläa ist wesentlich eine breite, grasreiche Hochebene, die nur von
einzelnen isolierten Bergen, z. B. dem Tabor (1700'), überragt wird,
ein Land der Hirten. Am bekanntesten ist die vom Kison bewässerte
Ebene Jesreel (500'). Dann solgt das Land Samaria mit breiten,
parallelen Bergketten, deren eine bis zum Meere reichend, das höhlen¬
reiche, einst von Eremiten bewohnte Vorgebirge Karm el bildet, welches
die schmale, häufig von Bergvorsprüngen unterbrochene phönicische
Küstenebene von der breiteren, wohlbewässerten und einst reich bebauten
philistäischen Küstenebene trennt, die dem Lande den Namen Palästina
verschafft hat. Dann folgt Judäa, mit rauhen und kahlen Bergflächen,
schluchtenartigen Thälern, die besonders steil zum Todten Meer hin ab¬
fallen, und steinichtem Boden, ein Land der Dürre und harter Arbeit.
Jerusalem liegt 2500' (Oelberg) hoch, also in der Höhe des Brockens
über dem Todten Meere. — Die Hochebene im Osten der Spalte, gleich der
westlichen mit steilem Rand zum Jordanthale abfallend, ist ein Steppen¬
land, welches nach Osten allmählig zur Syrischen Wüste übergeht.
Hier weideten die Juden nach ihrem Anszuge lange ihre Heerden, bis
sie mächtig genug waren, die Fruchtebene des Jordan und das reichere
Kanaan zu erobern.
Nach Süden hin senkt sich das Hochland von Judäa allmählich
hinab zur Wüste el Tih, welche die Sinaihalbinsel ausfüllt, und durch
welche die große Karawanenstraße von Aegypten über Akaba nach
Mekka führt. Der felsige Sinai selbst (8000') bildet das Südende
der Halbinsel. Auf ihm liegt in 5000' Höhe das berühmte Katha¬
rinenkloster, eine Stiftung des Kaiser Justinian. Am Ostabhange
des Gebirges liegt die Felswand, von welcher herab Moses den Juden
die Gesetztafeln zeigte.
Die Halbinsel Arabien ist größtentheils ein wüstes Hochland, Ned-
sched genannt, von der Syrischen Wüste abgetrennt durch Bergketten,
welche von Akaba bis nach der Küste von Bahrein ziehen. Die
mittlere Höhe dieses Hochlandes mag 3000'—4000' betragen. Von ein¬
zelnen Oasen erfüllt, die namentlich im Norden und Osten ziemlich
zahlreich und reick an Städten und eben so wie in Afrika durch Boden-
depressionen bezeichnet sind, ist es doch größtentheils nur eine Heimat
für Nomaden, so daß hier die Lebensformen sich seit Jahrtausenden
kaum geändert haben, und noch immer der Besitz eines Brunnens oder
einer besseren Weide der Gegenstand von Geschlecht zu Geschlecht fort¬
gesetzter Kämpfe zwischen den Beduinen, den Söhnen der Wüste, ist.
Daher bei vollkommener Gleichartigkeit des Lebens doch eine Trennung
in viele einzelne Stämme, aber auch die Leichtigkeit, diese Stämme