Full text: Das Deutsche Reich (Teil 4 = Obertertia)

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Überschau der geographischen Verhältnisse des Reiches. 
1. die Landeshnter Senke am Ostrande des Riesengebirges; in ihr 
zieht die Bahnlinie Landeshut—Josefstadt—Königgrätz, welche Schlesien 
mit Böhmen verbindet, 
2. das Tal der G l a tz e r N e i ß e , durch das die Bahn von Glatz nach Brünn 
und Wien führt, 
3. die O d e r s e n k e oder Mährische Pforte mit der Bahnlinie Oder¬ 
berg—Brünn—Wien. 
In Schlesien vereinigen sich diese Sudetenwege alle in Breslau, dem 
Zentrum des Schlesischen Bahnnetzes. 
Mit Österreich hat Deutschland die längste Grenzstrecke gemein, Donau, 
Elbe und Oder und zahlreiche wichtige Schienenwege verknüpfen die beiden Staaten 
miteinander, eiue tausendjährige Geschichte und die gleiche Nationalität verbinden 
sie auch politisch aufs engste. Durch Österreich-Ungarn führen Deutschlands Wege 
nach dem Orient und der Adria, durch Deutschland Österreichs Wege nach der Nord¬ 
see und ihren Gestadeländern und nach den Vereinigten Staaten von Amerika. 
Diese Umstände zusammen haben die natürlichen Verkehrsschranken zwischen den 
beiden Ländern überwunden und einen äußerst regen Warenaustausch erzeugt. 
f) Die deutsch-russische Grenze unterlag vielen Schwankungen, 
besonders durch die 3 Teilungen Polens (1772, 1775, 1795). Sie ist völlig offen 
und begünstigte daher das Vordringen der deutschen Kolonisatoren weithin gegen 
Osten, so daß heute zahlreiche deutsche Inseln Polen und die russischen Ostseepro¬ 
vinzen durchsetzen. Neben den beiden Hauptlinien Eydtkuhnen—Petersburg und 
Thorn—Warschau—Moskau verbinden die Nachbarländer auch die gemeinsamen 
Ströme Weichsel und Memel, und so steht Deutschlands Handel mit Rußland mit an 
vorderster Stelle. 
g) Die deutsch-dänische Grenze, obwohl politisch lange Zeit ein 
Gegenstand heftiger Kämpfe (1848, 1849, 1850, 1864), ist wirtschaftlich ohne er¬ 
heblichen Belang infolge des kürzeren Seeweges. 
h) Die deutsche We st grenze kann vom Nordende des Wasgenlvaldes 
an als offen gelten. An die französische Grenze führen 4 natürliche Tore: 
1. das Moseltal von Koblenz nach Metz, 
2. die Senke von Kaiserslautern von der Vorderpfalz nach Saar¬ 
brücken und Metz, 
3. der Zaber n er Steig, den Rhein-Marne-Kanal entlang von Stra߬ 
burg nach Nancy, Toul, Chälons f. M., 
4. die Senke von B e l f o r t oder die Burgundische Pforte 
(mit dem Rhein-Rhone-Kanal). 
Die politische Spannung seit dem Jahre 1870 behindert eine lebhaftere Han¬ 
delsentwicklung zwischen Frankreich und Deutschland. 
Von großer wirtschaftlicher Bedeutung erscheint die Grenze gegen 
Belgien und Holland. Beide Länder ziehen, weil dem Atlantischen Ozean 
näher gelegen als die deutschen Küstengebiete, die Ausfuhr der gewerbetätigsten 
Provinzen Deutschlands mit Macht nach der Rhein- und Scheldemündung, nach 
Rotterdam und Antwerpen.
	        
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