Die deutschen Landschaften und Stämme. 45
Symmetrischer Bau der Landschaft. Die Oberrheinische Tiefebene, ein Ein-
brnchstal, teilt das ganze Becken in zwei gleichartige Seitenflügel. An die Urge¬
steinsmassive des Schwarzwaldes und des Wasgenwaldes reihen sich die Buntsand¬
steinplateaus der Haardt, des Odenwaldes und des Spessart mit ihren prächtigen
Wäldern. Nach O. und W. legen sich an Schwarzwald und Vogesen in allmählichem
Abfalle Muschelkalkschichten mit dem schweren Gäuboden in Württemberg, um
Schweinfurt und in Lothringen. Daran reihen sich endlich die Keuperzonen in Würt¬
temberg, Mittelfranken und Lothringen mit ihrem bald mehr sandigen Waldland,
wie um Nürnberg, bald mehr tonigen Ackerboden wie namentlich im Württem¬
bergischen.
Hinsichtlich seiner Bewässerung umfaßt das Landbecken die ganze Ent¬
wickelung des Mittelrheins bort Basel bis Mainz mit den Stufenländern des Neckars
und Mains (dem Schwäbisch-Fränkischen Stufenland) im O. und dem Lothringischen
Stufenland, dem Flußgebiet der Mosel, im W.
Klimatisch und bodenwirtschaftlich ist das Südwest-
deutsche Landbecken der bevorzugte st e Teil von ganz
Deutschland. In den tiefeingesenkten und gegen die rauhen Nordwinde ge¬
schützten Tälern beginnt der Frühling zeitig, der Herbst ist milde und trocken, der
Winter kurz, wenn auch manchmal hart, so daß sich der Rhein mit Eis bedeckt. Da
überdies der Talboden und vielfach noch die unteren Berghänge mit fruchtbarem
Löß bedeckt sind, so vereinigen sich hier alle Bedingungen zu fruchtreichem Gedeihen,
am meisten in der Oberrheinischen Tiefebene, „dem Garten Deutsch¬
lands". Da werden besonders gepriesen die Weine des Elsaß, des Markgrafen¬
landes, der Pfalz und namentlich des Rheingaus, die K a st a n i e n w ä l d e r aut
Donnersberg, die K i r s ch e n h ai n e um Freinsheim bei Frankenthal, die S p a r -
g e l von Schwetzingen, der Tabakbau in der Pfalz und die Hopseukul -
t n r e n Badens. Aber auch außerhalb des Rheintals fehlt es nicht an edlen Er¬
zeugnissen der gabenfreudigen Natur. Geschätzte Weine bringen noch hervor das
Moseltal, dav Neckartal, besonders um Stuttgart, und Franken, namentlich um
Würzburg. Frankfurts Rosenzucht hat die der Riviera überflügelt, Bambergs
seines Gemüse beherrscht die Märkte in München und Nürnberg, aus dem Würt¬
tembergischen Lande kommt viel O b st und A p s e l w e i n, die Gegend um Hers-
Eck und Spalt erzeugt gesuchten Hopfen. Überall aber in den fränkischen und
schwäbischen Landen strotzen die Talebenen von goldenen Ährenfeldern
werft un Kleingrundbesitz bewirtschaftet werden, der die stärkste Bodennutzung
zur Folge hat. Doch finden sich auch Striche, in denen Moor oder Sand der Boden¬
nutzung im Wege stehen, so um Kolmar, im südlichen Teil der Pfalz, um Nürn¬
berg u. a. 1
Berkehrslage. Das Rheintal ist die wichtigste nordsüdliche
? ,e r 5 m 1 ? \e Deutschlands, ja des Kontinents ; es ver¬
knüpft die Niederlande und das westliche Deutschland mit der Schweiz und weiterhin
JJ“ ^ ,ltnb dre nach O. und W. weit ausgreifenden Seitenäste dieses Flnß-
systems, Main und Neckar, Mosel und Maas, verketten auch die seitlichen Nachbar¬
lander zu einem einheitlichen Verkehrsgebiet. Die Vereinigung so vieler Vorzüge
rL! i!Ul hohe Dichte der Bevölkerung, die in Franken an 100 E., in
Schwaben 150 E. aus 1 qkm beträgt und in der Oberrheinischen Tiefebene sogar
Fischer-Geistbeck, Erdk. f. höhere Schulen. Obertertia. IV. 4