Der Westsudan ist größtenteils von Urwald bedeckt. In ihm sind die Ölpalme,
deren Harz zur Kerzen- und Seifenfabrikation benutzt wird, und die Gummi¬
akazie, aus deren Harz man das Gummi arabikum herstellt, besonders bemerkens¬
wert. Auch die Tierwelt ist reich und mannigfaltig entwickelt. In den Wäldern
finden sich Elefanten, am Tsadsee Nilpferde (Fig. 9); ferner kommen das Nashorn,
der Löwe mit der Hyäne und der Panther dort vor, während die Savannen des 0.
von schnellfüßigen Einhufern und Zweihufern, von Zebras und Antilopen, belebt
sind. In den nach Guinea zu gelegenen Wäldern findet sich der größte menschen¬
ähnliche Affe, der wilde Gorilla und der sanftere Schimpanse.
Die Bewohner sind im W. sogenannte Sudanneger, dunkelhäutige, kräftig
gebaute Menschen mit wolligem Haar, fleischigen Lippen und wegen der Dunkel¬
heit der Wälder weit geöffneten Augen. Zu ihnen zählt man auch die helleren
Fulbe, die sich besonders mit Viehzucht abgeben, und die Haussa^die hauptsächlich
Handel treiben. Sie gehören dem Islam an und haben Garten- und Hackbau ent¬
wickelt. Sie bauen nicht nur Getreide, sondern auch Baumwolle und Indigo
und die Kolanuß, deren Genuß eine anregende Wirkung auf den Menschen ausübt,
ferner die Erdnuß, die Yamswurzel, die Banane und süße Kartoffeln. Weiter
östlich, besonders in den Gebirgen und abgelegenen Wäldern, leben Bantuneger,
die in ihrer Kultur bedeutend niedriger stehen als die Sudanneger und noch Fetisch¬
anbeter sind. Doch treiben auch sie Ackerbau und Viehzucht und haben es1 be¬
sonders in der Schmiedekunst schon seit alter Zeit zu großer Fertigkeit gebracht.
Die eingeborenen Sudanneger haben bereits staatliche Einrichtungen,
sogenannte Sultanate. Doch ist der größte Teil des Sudan unter die Herrschaft
europäischer Völker gekommen. Bei weitem den größten Anteil hat Frankreich.
Das französische Tsadgebiet zieht sich in einem großen Streifen westwärts zu dem
französischen Senegambien und südwärts zu dem französischen Kongogebiete
und umschließt die Besitzungen der Engländer, Portugiesen und Deutschen an
der Küste von Oberguinea. Die Hauptstadt ihrer Kolonie in Senegambien ist
St. Louis; der wichtigste Platz für den Wüstenhandel ist Timbuktu, der Knoten¬
punkt der Karawanenstraßen.
Zum englischen Besitz gehört ein kleines Gebiet am Gambia, mit der Haupt¬
stadt Bathurst (sprich: baddsörst), ferner die sogenannte Landschaft Sierra Leone
mit der Hauptstadt Freetown (sprich: fritaun), das Aschantireich und das untere
Gebiet des Niger. In letzterem liegt das Sultanat Bornu, das zu zwei Drittel britisch
und zu einem Drittel deutsch ist, mit der Hauptstadt Kuka. Der Hauptort des
englischen Nigeria und zugleich der ganzen Guineaküste ist Lagos.
Zwischen Nigeria und dem englischen Aschantigebiet ist das deutsche Togo
und das französische Dahomegebiet (Dahomey) eingeschlossen. An der Guinea¬
küste liegt außerdem ein Negerfreistaat, die Republik Liberia. Die einzelnen
Küstenstreifen führen aus alter Zeit noch Namen nach den Haupterzeugnissen,
wie Goldküste, Sklavenküste und Elfenbeinküste.
Im östlichen Sudangebiete, das sich bis an den Nil hinüberzieht, liegen die
Länder Darfur und Kordofan, beide unter britischem Einfluß. Der Hauptplatz
ist Chartum, am Zusammenfluß der beiden Nilarme.
d) Die Nilländer.
Das Nilgebiet teilt man nach der Erhebungsform seiner Ufer in das Alpenland
Habesch, das Gebiet des Mittellaufes N ubien und Ägypten, das Land des unteren Laufes.